Livia´s „Schüler vs. Lehrer Interview“ mit Schauspieler „Der Lehrer“ Hendrik Duryn

Das Schüler vs. Lehrer-Interview: Meine Idee war, dass ich als Schülerin den beliebtesten Lehrer Deutschlands Fragen stelle, die mich als Jugendliche interessieren. So natürlich über seine Rolle als „Lehrer“ aber auch über unser Schulsystem und auch dem Vergleich seiner Rolle zum realen Schulalltag.

Hendrik Duryn spielt in der RTL Serie „Der Lehrer“ die Hauptrolle, also die Rolle des Lehrers der Kölner Gesamtschule, Stefan Vollmer. Die Serie hat jeweils schon oft über 3 Millionen Zuschauer und ist nicht nur bei uns Jugendlichen sehr beliebt, sondern auch bei Lehrern und das hat auch einen Grund, denn es zeigt, wie man mit Problemen in der Schule umgehen kann. Die Serie zählt zwar als Comedy aber sie ist viel realistischer als viele denken und das gefällt mir ebenso daran. Deswegen ist, nicht nur für mich, Hendrik Duryn in seiner Rolle als Stefan Vollmer auch der beliebteste Lehrer Deutschlands.

Meine erste Frage war somit, wie viel Hendrik in seiner Rolle als Lehrer Stefan Vollmer wirklich steckt?
Hendrik: Ich glaube, im „richtigen“ Leben steckt in jedem von uns eine Art kleiner Kobold. Bei mir ist das (unter anderem) der Vollmer. Und wie bei allen anderen auch, gibt es eben auch bei mir Tage, an denen nicht ich sondern dieser Typ sagt wo es langgeht. Immer dann, wenn die Klappe geschlagen wird und die Regie: „Uuuuuund bitte!“ ruft. Das sind so über hundert Tage im Jahr. In dieser Zeit steckt der komplette Hendrik im kompletten Vollmer, denn alleine kann der das nicht. An den hundert Tagen, an denen wir die Bücher schreiben, da sitzt mir der Kerl auf der Schulter und beschwert sich, wenn wir ihn was machen oder sagen lassen, was so gar nicht seins ist. Da ist er dann so eine Art Ratgeber mit einer Tröte in der Hand. Kurz gesagt, der Vollmer ist nur ein kleiner Teil von mir. Aber es kommt ja nicht auf die Größe an, vielmehr auf die Qualität und da ist er ganz vorne mit dabei.

In deiner Serie spielst du natürlich auch mit vielen jugendlichen Schauspielern. Redet ihr z.B. in den Drehpausen auch mal über eigene Erfahrungen aus der Schule?
Hendrik: Unsere Schüler sind meistens schon raus aus der Schule, sonst könnten wir nur sehr wenige Stunden am Tag mit ihnen arbeiten. Aber trotzdem läuft das auch ein bisschen wie in der Schule ab. Beim Film heißt das dann Coaching. Ich helfe meinen jungen Kollegen gern dabei, sich selbst in ihren Rollen zu entdecken und sie mit Techniken zu versorgen, die ihnen das authentische Spielen möglich machen und dabei gleichzeitig auf all die Verabredungen, die es beim Drehen nun mal geben muss zu achten. Das bringt eine Menge an Gesprächen und dabei steht die Begeisterung für die Sache im Vordergrund. Ist eins meiner Prinzipien, wenn es darum geht selbst zu lernen oder anderen etwas zu lehren. Das Prinzip wird in den richtigen Schulen leider zu selten angewandt. Als Vollmer versuche ich das ebenfalls zu vermitteln. Wenn man das Talent (denn jeder hat mindestens eins) eines jungen Menschen entdeckt und fördert, dann wird er mit Begeisterung bei der Sache sein. Und Begeisterung ist nun mal die Grundlage dafür, überhaupt etwas zu lernen.

Ich habe schon öfter über das Thema G8 (oder wie Hendrik sagt das TurboAbi) etwas geschrieben, weil ich kein Fan davon bin. Ich bin der Meinung, dass das ganze deutsche Schulsystem reformiert werden sollte, damit es für alle Schüler in Deutschland gerechter wird. Wie denkst du darüber?
Hendrik: Wenn es ein Angebot wäre, dann ist das nicht verkehrt. Jeder von uns hat ein anderes Tempo. Wenn es zur Pflicht wird, dann ist es eher kontraproduktiv. Genau um solche Dinge geht es mir beim „Lehrer“. Ich will unter anderem mit unserer Serie für diese Vielfalt der einzelnen Schüler werben, die Lehrer, aber auch die Politiker sensibilisieren, dass Jugend nicht einfach nur die Jugend ist, sondern dass sie sich aus vielen verschiedenen Menschen zusammensetzt, dass es viel gesünder wäre mit Angeboten zu arbeiten und die Kids ihre Gruppen selber finden zu lassen. Das müsste man natürlich schon in den ersten Klassen so machen, damit es später eine Selbstverständlichkeit wird. Dass eben das Lernen für den Einzelnen ein Bedürfnis und keine nervige Pflicht wird.

Ich bin auf einem Mädchengymnasium und da sind vor allem die Themen „Figur, Essen und Freundschaft“ sehr wichtig. Also, Figur und Essen sind Themen die jeden Tag bei uns in der Schule präsent sind. Auch bei deiner Serie wurde das schon behandelt. Ich glaube, dass man das viel öfter und ernster thematisieren sollte, meinst du nicht auch (gerade weil das Fernsehen eine gewisse Verantwortung hat und es hier auch viele Vorbilder gibt)?
Hendrik: Fernsehen ist Verantwortung. Ein Grund dafür, warum ich den „Lehrer“ mache. Warum ich seit 2006 an diesem Projekt arbeite und wir verdammt viele Opfer gebracht haben, damit diese Serie ins TV kommt und weiter gemacht wird. TV soll und muss unterhaltsam, relevant und sozial orientiert sein. Das klingt zwar langweilig, aber das kann man unglaublich lustig und tragisch zugleich machen. Und genau das tun wir. Unsere Themen werden oft zum Gesprächsstoff und schieben bei vielen neue Gedanken an. Unser Wunsch ist es, Kommunikation zu fördern. Unser Wunsch ist es und nach dem Prinzip arbeiten wir beim Kreieren der Bücher auch, uns und anderen die Augen zu öffnen, für Wege und Räume, die alle schon da sind und die man aber oft nicht sieht, für andere Menschen und ihre Eigenarten. Dafür, dass anders nicht fremd und schlecht und böse bedeutet, sondern einfach nur anders und ganz oft vor allem eins ist, spannend.

Zum Abschluss wäre für mich sehr interessant zu wissen ob es auch speziell von Schulen Reaktionen gibt. Denn ich persönlich finde es super, wie du deine Rolle als Lehrer spielst und dass das Thema überhaupt im Fernsehen behandelt wird. Hast du daher auch schon von Schulen, Lehrern oder Schüler Reaktionen zu deiner Rolle oder zur Serie bekommen?
Hendrik: Die Facebookseite ist voll davon. Der Briefkasten ebenfalls. Es gibt Lehrer, die den „Lehrer“ zum Unterrichtsstoff machen, um anschließend über Sozialkompetenz und Kommunikation oder eben um über die Themen der Episode zu diskutieren. Das ist genau das, was ich immer erreichen will. Und es gibt eine Menge an Zuschriften, in denen mir junge Menschen schreiben, dass sie so langsam begreifen, was ihre Lehrer eigentlich von ihnen wollen. Bei einigen hat das bereits tolle Früchte getragen. Das jetzt hier auszubreiten wäre zwar lohnenswert, aber zu ausschweifend.

 

Genau wie Hendrik meinte, dass jeder Schüler eben anders ist, dass jeder eben ein anderes Tempo hat oder auch braucht. Das ist genau das, was ich auch immer versuche in meinen Posts über das G8 TurboAbi zu schreiben. Somit möchte ich mich bei Hendrik Duryn für das tolle Interview bedanken und wünsche allen Fans der Serie weiterhin viel Spaß dabei.

Livia Josephine

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