Parteiencheck – Wie beurteilen die Parteien den Klimawandel und welche Maßnahmen dagegen halten sie am wichtigsten?

Wie mir der Klimaforscher Prof. Dr. Mojib Latif schon mal mitgeteilt hat, sieht er die Bundeskanzlerin nicht als „Klimakanzlerin“ sondern eher als „Kanzlerin der verpassten Chancen“. DieFolgen einer Klimaerwärmung wären verheerend. ZurVerantwortlichkeit des Klimawandels hat mir Prof.Dr. Mojib Latif folgendes gesagt: Natürlich kann man in der Wissenschaft nie von einer 100 prozentigen Sicherheit sprechen aber wenn es um die wissenschaftliche Bestätigung der Klimaerwärmung geht, dann würde ich den Weltklimarat (IPCC) zitieren: „Es ist äußerst wahrscheinlich, dass der menschliche Einfluss auf das Klimasystem die Hauptursache der beobachteten Erwärmung seit Mitte des 20. Jahrhunderts war. „Äußerst wahrscheinlich“ bedeutet mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 bis 100 Prozent“. 

 

Aus diesem Grund habe ich die Aussagen der fünf wichtigsten deutschen Parteien zusammengestellt. Mit der Fragestellung: Wie beurteilen die Parteien den Klimawandel und welche Maßnahmen dagegen halten sie am wichtigsten?


Die Grünen

Für die Grünen hat mir der Fraktionsvorsitzende Toni Hofreiter folgendes mitgeteilt: Die vom Menschen verursachte Erdüberhitzung hat schon jetzt dramatische Ausmaße angenommen. Und sie droht außer Kontrolle zu geraten und unsere Lebensgrundlagen zu zerstören, wenn die Weltgemeinschaft nicht schnellstens mit einer stark wirksamen Klimaschutzpolitik gegensteuert.

Die wichtigsten Maßnahmen sind: sofort mit dem Ausstieg aus der Kohleverstromung beginnen und 7-10 Gigawatt Braunkohlekraftwerke abschalten. Starker Ausbau von Wind- und Solarenergie und Förderung von Speichertechnologien. Strom sparenund Energieeffizienz fördern. Im Verkehrsbereich umsteuern auf den Umweltverbund aus Fuß- und Radverkehr, Bus und Bahn und bei Autos auf klimaneutrale Antriebe. Bei Landwirtschaft und Ernährung auf ökologische Produktion und verantwortungsvolle Lebensmittelumstellen. Dazu Maßnahmen im Gebäudebereich wie Wärmedämmung und energiesparende Lüftung – und, und, und! Damit all dies auch gemacht werden muss, ein Klimaschutzgesetz mit verbindlicher CO2-Minderungbeschließen. Und jeder Mensch möge auch selbst auf seinen ökologischen Fußabdruck achtgeben. 


FDP

Nicola Beer, die Generalsekretärin der FDP hat dazu folgende Meinung: Wir Freie Demokraten treten für Lösungen ein, die effektiv die Umweltschützen – und Klimaschutz technologieoffen fördert. Dazu treten wir für eine vernünftige, international abgestimmte Politik auf Basis des Klimaschutzabkommens von Paris ein und lehnen nationale Alleingänge ab. Wir wollen vielmehr den Emissionshandel als globales Klimaschutzinstrument weiterentwickeln und dafür internationale Kooperationspartner gewinnen. Das wird uns nur gelingen, wenn wir uns langfristig realistische Ziele setzen und auf unnötige Markteingriffe verzichten. Technisch gibt es viele Wege das Klima zu schützen. Aus unserer Sicht sind alle gesellschaftlich akzeptierten Technologien und Energieträger gleichermaßen geeignet, die sich marktwirtschaftlich behaupten können und eine sichere Energieversorgung gewährleisten. Daher lehnen wir auch auf Ebene der Europäischen Union technische Auflagen zur Treibhausgasminderung ab und treten für einen Verzicht auf Subventionen für Vermeidungstechnologien ein.

 

Die Union

Für die Union habe ich Dr.Marcel Huber von der CSU befragt: Der Klimawandel ist Fakt. Die Anpassung an die Folgen des Klimawandels ist eine zentrale Zukunftsaufgabe der heutigen Zeit. Auf allen Ebenen, von der Wirtschaft bis hin zu den Kommunen.

Mit einem Bündel von Maßnahmen: vom Hochwasserschutz bis hin zum energieeffizienten Bauen. Wir bauen auf einen Klimaschutz mit allen Menschen. Wirklich erfolgreichen Klimaschutz kann es nur geben, wenn die Menschen und alle Beteiligten mitziehen. Wichtig ist, dass gehandelt wird. InBayern stehen wir beim Thema CO2-Ausstoß schon gut da. Die energiebedingten CO2-Emissionen in Bayern liegen aktuell bei jährlich knapp unter 6 Tonnen pro Kopf – ein Drittel weniger als im Bundesdurchschnitt.

Wir setzen beim Klimaschutz in Bayern auf drei Säulen: Die Reduktion der klimaschädlichen Treibhausgase, die Anpassung an unvermeidbare Folgen des Klimawandels und die Forschung für ein solides wissenschaftliches Fundament.


SPD

Aus der SPD Bundestagsfraktion hat mir der Sprecher der Arbeitsgruppe Umwelt und Naturschutz Carsten Träger folgendes mitgeteilt: Der Klimawandel und seine Folgen sind das wichtigste Thema unseres Jahrhunderts. Wir müssen Deiner Generation und Deinen Kindern einen lebenswerten Planeten hinterlassen. Dafür müssen die reichen Staaten ihren CO2-Ausstoß drastisch reduzieren – bis zum Jahr 2050 praktisch auf Null. Und die armen Staaten dürfen gar nicht anfangen, die Umwelt so zu verschmutzen wie es die reichen Staaten heute leider schon tun. Ich durfte selber in New York dabei sein, als die Vereinten Nationen die Ziele für eine nachhaltige Entwicklung verabschiedet haben. Sie sind die Grundlage dafür, dass alle Länder bei den großen Umwelt- und Entwicklungsfragen eng zusammenarbeiten.

Für mich ist klar: Wir müssen in Deutschland so bald wie möglich aus dem Kohlestrom aussteigen. Und wir müssen unbedingt beim Verkehr endlich die Abgasbelastung wirkungsvoll senken. Wir müssen das so hinbekommen, dass möglichst wenig Arbeitsplätze in Gefahr geraten. Aber wir müssen unbedingt damit anfangen!


Die Linken

Katja Kipping, die Bundesvorsitzende der Linken hat folgende Meinung: Nicht zuletzt die Rekordhitze dieses Sommers in Deutschland und Europa haben uns vor Augen geführt, was der Klimawandel bedeutet. Dabei geht es uns in Deutschland verhältnismäßig gut damit, viele freuen sich gar über den langen und warmen Sommer. Aber selbst hier führen die Ernteausfälle aufgrund der großen Hitze viele Landwirte bis an die Existenzgrenze.

Global werden die Folgen des Klimawandels in Zukunft zum Migrationsgrund Nummer 1. Aufgrund des Meeresspiegelanstiegs drohenbereits die ersten Räumungen von Pazifik-Inseln. Die Kosten des Klimawandels werden enorm hoch sein, sie sind es bereits jetzt. Die Klimaschutzvereinbarungen in Deutschland, Europa und der Welt sind jedoch viel zu niedrig oder werden nicht eingehalten. Allen voran von Deutschland selbst. Ich plädiere deshalb dringend für einen Red Green Deal für Europa zur Begrenzung der ökologischen Krise.

Dieser muss folgende Momente umfassen: 1. Die Kosten für einen sozial-ökologischen Umbaus müssen die jenigen tragen, die ihn hauptsächlich verursacht haben – das betrifft vor allem die industrialisierten Länder des Nordens (allen voran den USA und die EU).

2. Innerhalb der Länder des industrialisierten Nordens muss die Steuer-, Verkehrs- und Energiepolitik so gestaltet werden, dass der ökologische Umbau nicht zur Exklusion von Teilen der Bevölkerung von Mobilität oder gar der Energieversorgung führt.

3. Wir brauchen einen Know-How-Transfer ökologischer Technologien. Neuetechnologische Entwicklungen müssen direkt weltweit verfügbar sein und eingesetzt werden können.

4. Schrumpfung und Konversion sind die Schlagworte der neuen Ökonomie. Es gibt auch ein gutes Leben jenseits der Flächen zersiedelnder und versiegelnder Einfamilienhäuser und ohne Spritschleudern. Dabei können ökologische Wohnprojekte, Carsharing, ein kostenfreier und gut ausgebauter ÖPNV oder ein gemeinsamer Technikpool das Leben sogar angenehmer werden lassen.

5. Es muss endlich Schluss sein mit dem Klima-Killer Kohleenergie. Der Stopp der Rodung des Hambacher Forsts war wichtig und kam nur zustande, weil Menschen seit Jahren auf die Bedrohung aufmerksam machten und den Wald besetzten. Sie haben es geschafft, dass sich ihrem Protest in den letzten Wochen Tausende angeschlossen haben. Deutschland muss schneller und sozial gerecht auf erneuerbare Energien umstellen.

Livia Josephine

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.