Ein Jahr gibt es jetzt den 5-Punkte Plan der Bundesregierung für weniger Plastik – Mein Resümee

Im Dezember letzten Jahres habe ich über den sogenannten 5-Punkte Plan der Bundesregierung für weniger Plastik geschrieben. Seit einem Jahr also gibt es diesen Plan aber was hat er bis jetzt gebracht? Und neben meiner persönlichen Einschätzung, also wie ich es mit den Augen einer Jugendlichen sehe, habe ich mir für die Antworten aber auch wissenschaftliche Unterstützung von Klimaforscher Prof. Dr. Mojib Latif und Dr. Christian Schmidt vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung geholt.

Zur Erinnerung daher nochmal kurz eine Zusammenfassung der 5 Punkte:

1. Überflüssige Plastikverpackungen vermeiden
Verbot für Einweggeschirr (wie von der EU-Kommission bereits beschlossen): Strohhalme, Plastikgeschirr oder Wattestäbchen sollen bis 2019 auch in Deutschland verboten werden.
Hersteller sollen für Kosten von weggeworfenen Einwegprodukten aufkommen.
Förderung des Leitungswasser trinkens.
Mikroplastik in Kosmetik soll bis 2020 gestoppt werden.
Umfangreiches Forschungsprojekt zum Thema, welche ökologischen Folgen der Gebrauch von Einweg-Kaffeebecher hat.
Dialog mit dem Handel zur Vermeidung überflüssiger Verpackungen um eine freiwillige Selbstverpflichtung zu erreichen.

2. Verpackungen umweltfreundlicher gestalten
Finanzielle Anreize für ökologisches Design. So sollen sich umweltfreundliche Verpackungen und Produkte für die Hersteller lohnen.

3. Recycling stärken
Die Recyclingquoten für Kunststoffverpackungen sollen erhöht werden. Dazu will das Ministerium Gespräche mit Herstellern, Händlern und Recyclern starten.

4. Vermeidung von Kunststoffen in Bioabfällen
Die Bio-Tonne soll mehr beworben werden.
Durch Aufklärung soll Plastik im Kompost vermieden werden.

5. Internationaler Kampf gegen den Meeresmüll
Zehn Flüsse weltweit befördern rund 90 Prozent des Plastikmülls in die Weltmeere. Die angrenzenden Staaten sollen zur umweltfreundlicher Entsorgung des Plastikmülls dazu unterstützt werden. Insgesamt werden dafür 50 Millionen Euro für den Export von Technologien gegen die Vermüllung der Meere zur Verfügung gestellt.

Was ist seither in diesem Jahr passiert?

Es gibt immer noch Plastikgeschirr oder Wattestäbchen zu kaufen, genau wie der Einweg-Kaffeebecher. Aber die Studie über die Folgen des Gebrauchs von Einweg-Kaffeebecher läuft wahrscheinlich noch. Ich mache sehr gerne diese Studie für die Bundesregierung, auch umsonst und sage dann – endlich weg damit!

Wie bitte soll eine Förderung des Leitungswasser trinkens aussehen? Ich wurde nicht dafür gefördert. Aber ich trinke sowieso viel Leitungswasser.

In Kosmetik wird auch immer noch Mikroplastik verwendet. Eine ausführlich Liste wo noch Mikroplastik in Produkten verwendet wird gibt es HIER und die ist echt lang.

Der Dialog mit dem Handel hat anscheinend nicht viel gebracht. Gurken werden noch immer oft mit Plastikfolie verpackt und „Take-Away Produkte“ gibt es auch noch. Und wer immer noch an eine freiwillige Selbstverpflichtung oder Selbstkontrolle durch den Handel oder Industrie glaubt, der glaubt auch noch an den Osterhasen.

Seit diesem Jahr gibt es übrigens ein neues Verpackungsgesetz zum Thema Recycling.

So denken die wichtigsten Parteien über das Plastikmüllproblem – LINK –

Aber um die Verpackungen auch recyceln zu können, sollte man sie auch einsammeln. Für mich gibt es dazu immer noch viel zu wenig Sammelcontainer für Plastik.

Die Vermüllung der Meere stellt immer noch das gleiche Problem dar. Strände vermüllen und Meerestiere verenden qualvoll durch zu viel Plastik im Magen.

Was hat sich durch den 5-Punke also positiv für uns verändert? Ich sehe leider nix! Ok, die Plastiktüten sollten bald aus den Geschäften verschwinden. Aber wie man lesen kann, ist es noch in „future“ geschrieben.

Das Konzept mit dem 5-Punkte Plan für weniger Plastik hat also bis jetzt, zumindest ist das mein Eindruck, nicht viel bis nix gebracht und genauso wird es auch dem Klimaschutzpaket ergehen. Viel Lärm um nichts! Ich glaube deshalb, dass das Klimaschutzpaket und der 5-Punkte Plan für weniger Plastik nur Gemeinsam und zwar zeitnah die Zukunft unserer Erde sichern können.

Klimaforscher Prof. Dr. Mojib Latif vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel sieht es genauso: „Ich denke auch, dass all die Umweltprobleme nur gemeinsam gelöst werden können. Die Menschheit muss einfach anders, d.h. nachhaltig auf der Erde leben, dann werden wir viele Umweltprobleme auf einmal lösen können. Das Motto muss lauten: „Weniger ist Mehr. Ich bin auch ratlos, warum die Politik so hasenfüßig agiert. Offenbar haben die Politikerinnen und Politiker Angst vor den Wählern. Was wir brauchen ist meiner Meinung nach eine gesellschaftliche Debatte über unseren Lebensstil und mehr (gewaltlosen) Druck von der Zivilgesellschaft.“

Meine Frage deshalb. In welchem Zeitraum sollte dieser Plan eigentlich greifen? Ich denke, dass er zeitnah greifen sollte, denn wenn wir die nächsten 10 Jahre mit dem Plastik so weitermachen wie bisher, ist es logischerweise zu spät. Besonders wenn man bedenkt, dass in diesem Jahr sogar schon Mikroplastik im Eis des Nordpols und im Grundwasser nachgewiesen wurde.

Und warum wird immer noch der herkömmliche Kunststoff aus Rohöl verwendet und nicht das biologisch abbaubare Bioplastik?

Auch für Dr. Christian Schmidt vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung sollte es weniger primäres Plastik aus Erdöl geben:Der 5 Punkte Plan geht über den Schutz der Meere hinaus. Es geht dort auch um die Verminderung des Resourcenverbrauchs. Also weniger primäres Plastik aus Erdöl oder weniger Materialeinsatz durch besseres Produktdesign.
Wenn man nur auf Deutschland oder etwas allgemeiner auf westliche Industrieländer schaut, dann ist das Abfallsystem eigentlich schon jetzt ziemlich lückenlos. Für den Müll in der Umwelt ist es erstmal nicht wichtig, ob recycled oder verbrannt wird, hier zählt nur, dass erstmal kein Müll das Abfallsystem verlässt und das tut er leider. Die wichtigste Quelle in Deutschland ist Littering – also Müll der einfach auf die Straße geworfen und nicht in einem Mülleimer landet. Schau Dich mal um, an Parkplätzen, Eisenbahnstrecken, Parks… Eine zweite wichtige Quelle besonders für Flüsse ist die Kanalisation. Viele Städte in Deutschland haben vorwiegend ein Mischkanalsystem, das heißt häusliche Abwasser und Regenwasser werden im gleichen Kanal gesammelt und normalerweise wird alles in der Kläranlage behandelt. Bei starkem Regen (z.B: Sommergewitter) kann die Kanalisation nicht alles Wasser aufnehmen. Über Überläufe gelangt dann ungeklärtes Abwasser in die Flüsse. Nach so einem Regenereignis findet man viele Wattestäbchen, Kondome, Tampons, Binden, Tablettenblister und was sonst noch so im Klo runtergespült wird. Kurzum in westlichen Industrieländern ist Plastik in der Umwelt eher ein Verhaltensproblem.

Livia Josephine

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