Unsere schöne Schulwelt – Teuer. Ungerecht. Veraltet.

Kostenlose Bildung ist ein internationales Menschenrecht und seit 1968 gilt das auch bei uns in Deutschland. Natürlich leben wir in einer Zeit, in der es täglich schlimme Nachrichten regnet. Aber wir leben trotzdem hier, in unserer Realität. In der normalen Schulwelt. Für jeden Schüler und Schülerin. Deswegen muss man das Thema auch ganz genau betrachten.

Kostenlose Bildung? Schön wär´s.

Fakt ist, das einzige, was wirklich nichts kostet, ist die Bildungsvermittlung. Ansonsten fallen für die Eltern der Schüler sehr viele Kosten an. Aber die Ungerechtigkeit dabei ist, dass es große Unterschiede zwischen den 16 Bundesländern gibt. Unsere Schulen sind ein Ort von Ungerechtigkeiten.

Schule kostet richtig Geld. Das hat auch seine Gründe. Und es hat auch seine Folgen für Schüler und Eltern.

Nicht in jedem Bundesland gibt es die sogenannte Lernmittelfreiheit. In Niedersachsen wurde zu Beginn des Schuljahres 2004/2005 die Lernmittelfreiheit gleichmal abgeschafft.

In Baden-Württemberg wird dafür vieles finanziert, außer Dinge wie Schulranzen, Mäppchen oder Sportklamotten. Sowie Papier, Hefte, Ordner, Stifte und Farbkästen. Aber das muss sowieso in jedem Bundesland von den Eltern besorgt werden.

Wir in Bayern haben auch eine Lernmittelfreiheit, die für alle öffentlichen Schulen gilt. Offiziell umfasst es Schulbücher und schulbuchersetzende digitale Medien. A B E R ausgenommen von der Lernmittelfreiheit sind Erdkundeatlanten und Formelsammlungen für den Unterricht in Mathematik und Physik sowie die übrigen Lernmittel (z.B. Arbeitshefte, Lektüren, Schreib- und Zeichengeräte, Taschenrechner). Dann haben wir noch Kosten für Arbeitsblätter und das sogenannte Kopiergeld.

Als Lernmittelfreiheit würde ich das in Bayern nicht wirklich bezeichnen. So haben wir in Deutschland, was die Kosten von Lernmittel betrifft, eine gravierende soziale Ungerechtigkeit.

Grundsätzlich muss man jetzt festhalten: Schule kostet immer Geld. Mit dem Unterschied, dass sich die Höhe der Kosten von Bundesland zu Bundesland unterscheiden.

Idealo hat dazu eine interessante Statistik veröffentlicht. Thema: Was ein Schulleben in den 16 Bundesländern kostet:

Aber nicht nur Lernmittel oder Verbrauchsmaterialen kosten Geld. Es beginnt schon am ersten Schultag mit der Schultüte und dem Schulranzen. Die Fahrt zur Schule mit den Öffis kostet Geld oder das Fahrrad und der Helm bekommt man auch nicht umsonst. Klassenfahrten, das Schulessen, die Sportklamotten oder wie gesagt die Stifte, Hefte usw. kosten alles Geld.

Die Folgen:

Soziale Ungerechtigkeit

Geld, was nicht jeder immer zur Verfügung hat. Und da kommen wir zur nächsten sozialen Ungerechtigkeit. In jedem Bundesland gibt es Eltern, die viel Geld haben und sich alles leisten können und es gibt Eltern, die jeden Cent zweimal umdrehen müssen. Das Wichtigste dabei ist, dass kein Kind oder Jugendlicher dadurch Nachteile in der Bildung erfahren darf.  Fakt ist aber leider, dass es zu Nachteilen kommt. Der Weg aufs Gymnasium ist teuer. Wenn sich Eltern diesen Weg aber nicht leisten können und ihr Kind dadurch nicht auf eine weiterführende Schule gehen kann, dann ist Bildung nicht mehr gerecht. Es ist einfach so. Die Qualität der Bildung hat auch was mit dem Geldbeutel der Eltern zu tun.

Während Homeschooling aufgrund der Pandemie, waren wir Schüler/innen auf unseren Laptop und WLAN zu Hause angewiesen. In meiner Klasse gab es aber einen Schüler, der keinen Laptop hatte. Und die Eltern sich auch keinen leisten konnten, geschweige von WLAN. Er hatte das komplette Homeschooling mit seinem Handy überbrücken müssen. Er hatte so natürlich keine Chance, das Klassenziel zu erreichen. Es ist einfach so, Bildung hat immer mit den finanziellen Möglichkeiten der Eltern zu tun. Wenn man Nachhilfe braucht, kein Problem – Wenn man das Geld dafür hat.

Soziale Bildungsgerechtigkeit sieht anders aus.

Alle Schüler/in sollten doch die gleichen Bildungschancen bekommen. Unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten der Eltern. Unabhängig der Herkunft der Eltern. Und auch unabhängig davon, ob ein Kind eine Behinderung hat.

Für die Bildungsgerechtigkeit was Lerninhalte, Lehrpläne oder Schulsysteme betrifft, gilt selbstverständlich das Gleiche. Wenn man in einem Land mit 16 Bundesländern, 16 verschiede Schulsysteme hat, bekommt man natürlich keine Bildungsgerechtigkeit zusammen.

Alles, was mit Bildung zu tun hat muss vom Elternhaus losgelöst werden. Quasi, völlig losgelöst in die Bildungszukunft.

Lösungen

Dafür gäbe es 2 Möglichkeiten:

Die komplizierte Möglichkeit ist die aktuelle: Man unterstützt sozialschwache Eltern. Manche bekommen Büchergeld, Essensgeld, Fahrgeld, andere beantragen an der Schule, dass die Klassenfahrt bezahlt wird. Manche beantragen auch nichts, weil sie vielleicht nicht gut genug Deutsch sprechen können oder sich einfach nur dafür schämen. Unser jetziges System ist gut gemeint, aber funktioniert einfach nicht so, wie es sein sollte. Die Leidtragenden sind immer die Kinder. Das darf man dabei niemals vergessen.

Es ging auch einfacher. Warum ist das komplette Bildungsangebot nicht einfach umsonst? Schüler fahren umsonst mit den Öffis. Alle Lernmittel, Bücher, Stifte, Schulranzen usw. sind umsonst, genau wie Sportklamotten, Mittagessen usw. Das wäre möglich in Form von Ganztagesschulen ohne Hausaufgaben integriert im System Bildungscampus.

Und jetzt werde ich total verrückt. In jedem Bildungscampus haben wir den gleichen Lehrplan und Lerninhalte. In jeden Bildungscampus finden sich die gleichen Schularten. Für alle Schüler/innen egal aus welcher sozialen Schicht. Egal welcher Herkunft. Egal ob das Kind eine Behinderung hat. Mit genügend Lehrer und anderen Fachpersonal wie Sozialarbeiter und IT-Spezialisten. Jeder Schüler/in bekommt die gleiche Chance.

Mehr über das Thema Bildungscampus und meine Erfahrungen dich darin gemacht habe:

Nur das ist Bildungsgerechtigkeit!

Das sollte eigentlich normal sein und keine Science-Fiction. Die Frage ist aber eigentlich, ist es wirklich Science-Fiction oder ist das aktuelle Schulsystem bei uns in Deutschland einfach nur total veraltet?

Im Prinzip hat sich unser Schulsystem in den letzten 60 Jahren nicht verändert. So gesehen ist das Wort „veraltet“ nicht wirklich falsch.

Es liegt nur an der Politik, wie unser Bildungssystem aussieht. Und es liegt an jedem Wähler, welche Politik sie wollen. Eine schöne Schulwelt oder Kreidezeit?

Für mich jedenfalls, sind die Köpfe der Kinder der wichtigste Rohstoff, den wir haben und dieser Rohstoff ist wertvoller als jedes Gold der Welt. Es ist der Rohstoff für unsere Zukunft. Und dafür brauchen wir eine zeitgemäße, gerechte und wertfreie Bildung, in der ausnahmslos JEDER die gleiche Chance bekommt.

Ein Kommentar von Livia J. Kerp

Livia Josephine

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