Teil 2: Wehrpflicht Reloaded und das Missverständnis der Gleichberechtigung

Angesichts der aktuellen internationalen Gefahrenlage ist es klar, dass wir aufgrund der jahrelangen Vernachlässigung unserer militärischen Sicherheit einen höheren Standard brauchen. Deshalb wird auch immer offensiver über die Wiedereinführung der Wehrpflicht diskutiert. Gleichzeitig wird auch der Ruf nach Gleichberechtigung immer lauter. Frauen an die Waffe!?

Das Problem bei dieser Argumentation liegt jedoch in der Annahme, dass Gleichberechtigung bedeutet, alle Menschen gleich oder identisch zu behandeln. Das widerspricht nun mal dem Sinn des Grundsatzes der Gleichberechtigung, weil jeder Mensch unterschiedliche Voraussetzungen hat. Ein Mann kann sich auch nicht aus bekannten Gründen von einem Frauenarzt behandeln lassen. Da kann man noch so laut nach Gleichberechtigung schreien!

Oft wird Gleichberechtigung auch mit Gleichbehandlung verwechselt:

Gleichberechtigung bedeutet, dass alle Menschen, unabhängig von Merkmalen wie Geschlecht, Religion, Behinderung oder sozialem Status, die gleichen Chancen erhalten, unter fairen Bedingungen ihre individuellen Wege zu gehen und ihre persönlichen Ziele zu erreichen. Sonst nix!

Gleichbehandlung hingegen bedeutet nur, dass z.B. für alle Soldaten die gleichen Standards gelten, wie etwa die gleiche Ausrüstung.

Grundsätzlich bringt eine allgemeine Wehrpflicht für alle noch ein weiteres Problem mit sich. Denn wenn es eine Pflicht gibt, kann daraus auch ein Recht entstehen. Seit 2018 gibt es im Personalausweis nun mal die Geschlechtsmerkmale „männlich“, „weiblich“ und „divers“. Eine „gleichberechtigte“ allgemeine Wehrpflicht müsste demnach auch für alle Geschlechter gelten. Ganz abgesehen von den noch nicht vorhandenen geschlechtsinklusiven Voraussetzungen (z. B. Unterkünfte, sanitäre Einrichtungen, medizinische Versorgung), die eine allgemeine Wehrpflicht für alle Geschlechter überhaupt erst realisierbar machen würden.

Natürlich kann man einen verpflichtenden Dienst einführen, aber ich glaube es schafft ohne Not mehr Probleme als Lösungen. Es werden Grundrechte einschränkt, es provoziert rechtliche Konflikte und gesellschaftlichen Unfrieden. Und wie sehen die Konsequenzen bei einer totalen Verweigerung aus? So viele offene Fragen…. und warum immer kompliziert?

Wahre Gleichberechtigung kann meiner Meinung nach nur erreicht werden, wenn jeder Mensch die Freiheit und Möglichkeit hat, sich freiwillig für den Dienst an der Waffe zu entscheiden. Das würde aber einen längst überfälligen Ausbau einer modernen, hochqualifizierten Berufsarmee zur Folge haben, die auf Freiwilligkeit und Motivation setzt. Just do it!

Doch bevor der Marschbefehl rausgeht, stellt sich für mich die Frage, ob es bei der Wiedereinführung der Wehrpflicht wirklich um Gleichberechtigung geht, oder eher darum, versäumte Missstände schnell für die Optik zu beheben?

Livia Josephine

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