Nachgefragt – Mein Gespräch mit dem Fraktionsvorsitzenden der Grünen Toni Hofreiter

In der Welt von uns Jugendlichen spielt die Politik leider nicht die Rolle, die sie eigentlich haben müsste. Aber es gibt Politiker mit einer sehr hohen Popularität unter den Jugendlichen. Das Jamaika-Chaos hatte diesbezüglich viele Verlierer, aber auch einen Gewinner. Seither gilt bei uns Jugendlichen der Fraktionsvorsitzende der Grünen Toni Hofreiter als eine Art „letzter Kämpfer“ gegen den Klimawandel. Denn gerade der Klimaschutz hat bei uns Jugendlichen einen sehr hohen Stellenwert. So erlebe ich es zumindest und deswegen war es mir besonders wichtig, mit Herrn Hofreiter darüber zu sprechen.

Es gibt auch mit Sicherheit nicht viele Politiker, die sich die Auswirkungen des Klimawandels am Nordpol vor Ort mal angesehen haben, so wie es vor kurzem Toni Hofreiter gemacht hat. Warum habe ich jetzt nur den Eindruck, dass Herr Hofreiter der einzige Politiker ist, der glaubhaft gegen den Klimawandel kämpft? Und das war auch gleich die erste Frage, die ich Herrn Hofreiter stellte:
Toni Hofreiter: Ich bin mir sicher, dass ich nicht der Einzige bin, der gegen den Klimawandel kämpft. Ich kenne viele, die sich intensiv gegen die Klimakrise einsetzen. Dazu fällt mir die Aktion „Ende Gelände“ ein. Sie setzen sich vor allem auch für die Schließung der Braunkohlekraftwerke in Deutschland ein. Mein Eindruck ist aber auch, dass wir Politiker manchmal darüber reden, aber am Ende die Regierung viel zu wenig dagegen tut. Deutschland verfehlt so nicht nur seine eigenen Klimaschutzziele, sondern auch die verpflichtenden Klimaschutzziele der Europäischen Union. Ich versuche nur, die Dinge so darzustellen, dass man sie einigermaßen versteht und nicht in total wirren Politiker-Floskeln zu sprechen. Einfach die Dinge anschaulich zu machen wie zum Beispiel mit meiner Reise durch die Arktis.

Welche Eindrücke haben Sie damals vom Gesundheitszustand des Nordpols mitgebracht?
Toni Hofreiter: Ich habe nicht damit gerechnet, dass es so sichtbar ist, wie schnell das Eis in der Polarregion schmilzt. Ein Grund dafür ist, dass sich die Arktis doppelt so schnell erwärmt wie der Rest des Planeten. Das Eis zieht sich in Rekordgeschwindigkeit zurück, und das ist auch sehr gut vom Flugzeug aus zu sehen, denn normalerweise sollte die Arktis weiß sein, deshalb heißt es auch „das ewige Eis“. Aber aus dem Flugzeug sieht man jetzt viele blaue und riesige Seen bestehend aus geschmolzenem Eis, und das ist leider nicht normal.

(Bildnachweis/Fotograf: Anton Hofreiter) Bei dem ersten Foto von Toni Hofreiter sieht man das blaue Schmelzwasser sehr gut.

Was könnte oder sollte die Regierung in Deutschland jetzt gegen den Klimawandel machen? Um weniger Autos auf den Straßen zu haben, wäre da als Beispiel ein viel mehr ausgebauter und günstigerer öffentlicher Nahverkehr vielleicht eine Lösung?
Toni Hofreiter: Ja, das wäre sicher eine Lösung, wenn man mal mehr Geld in den öffentlichen Nahverkehr investieren würde. Aber das Hilfreichste gegen den CO2-Anstieg wäre, wenn wir sofort die alten Braunkohlekraftwerke abschalten würden. Denn die alten Braunkohlekraftwerke zählen zu den Hauptverursachern des hohen CO2-Ausstoßes. Unter den Top Ten der schmutzigsten Braunkohlekraftwerke in Europa befinden sich sechs Kraftwerke in Deutschland. Deswegen wäre es die größte Hilfe, wenn man diese Werke schnellstmöglich stilllegen würde. Besonders wenn man bedenkt, dass wir in Deutschland momentan so viel Strom produzieren wie nie zuvor in unserer Geschichte.

Umweltschutz fängt ja schon vor der eigenen Haustür an. Bei uns in München werden pro Tag ca. 190.000 Coffee to go Becher aus Pappe oder Plastik weggeworfen. In ganz Deutschland heißt das sogar ca. 40.000 Tonnen im Jahr. Ich frage mich deshalb, ob wir die Einweg Coffee to go Becher wirklich brauchen. Es gibt als Beispiel die Aktion: Coffee to go again. Das heißt in jedem Cafe oder Bäckerei (die da mitmachen) kann man seinen eigenen Becher mitbringen. Also das zeigt doch, dass es auch ohne Einwegbecher gehen könnte. Warum kann man die Coffee to go Einwegbecher nicht einfach verbieten und dafür sorgen, dass man einfach überall seinen eigenen Becher mitnehmen kann?
Toni Hofreiter: Ich glaube das würde viel bringen, wenn man die Menschen dazu auch motivieren kann, denn vor 20 Jahren hatte man auch noch keine Coffee to go Einwegbecher. Aber es gibt auch interessante Forschungen zu neuen Kunststoffen. Ich war zu Besuch in einem Fraunhofer-Institut. Das sind Institute, die ganz auf angewandte Forschung ausgerichtet sind. Dort arbeitet man an einem neuen Plastik, das sich in der Umwelt vollständig zu harmlosen Stoffen zersetzt. Aber besser, man schafft erst gar kein Umweltprobleme. Mehrweg, Recycling und Müll vermeiden ist das Beste!

Mir ist schon öfter aufgefallen, dass man eigentlich gar nicht wirklich mitbekommt, was im Rathaus oder auch in Berlin (wie jetzt aktuell bei den Verhandlungen mit der CDU und SPD) alles im Einzelnen besprochen wurde. Ich fände es besser, wenn das alles transparenter wäre, denn ich würde schon gerne wissen was hinter den Kulissen alles passiert. Für mich kommt es manchmal so vor, als hätten die Politiker etwas zu verheimlichen. Hat die Politik dazu nicht auch eine Art Vorbildfunktion?
Toni Hofreiter: Da hast du natürlich recht, dass Politik generell für die Menschen nachvollziehbar sein muss. Es ist schon wichtig, dass die Menschen erfahren was besprochen wird, aber es gibt schon auch Fälle, wo es notwendig ist, etwas vertraulich zu besprechen. Es ist wichtig, eine Mischung zu finden zwischen dem, was politisch transparent sein sollte und den ganzen Nickligkeiten oder sinnlosen Streitereien, die es unter Menschen eben immer gibt. Gerade aktuell arbeiten wir von den Grünen daran, dass in den Ausschusssitzungen in Berlin öffentlich getagt wird. Bisher ist es so, dass die meisten davon nicht öffentlich sind.

Auf meinem Blog ist das Problem mit dem vielen Plastikmüll ein sehr zentrales Thema. Ich habe dazu schon einige Artikel, aus der Sicht von mir als Jugendliche darüber geschrieben. Es geht ja hier um die Zukunft von uns Jugendlichen. Mit der Frage, wie sieht unsere Welt in der Zukunft aus. Wer verursacht den ganzen Plastikmüll und in welchen Meeren landet er und was sind die Folgen die daraus entstehen. Was denken Sie können wir ändern, um das Problem besser in den Griff zu bekommen?
Toni Hofreiter: Ich glaube, dass man im Kern in drei Ebenen was machen kann. Man kann erstens auf eigenes Verhalten achten. Dass man einfach versucht, weniger Produkte mit einer Plastikverpackung (wenn möglich) zu kaufen oder dass man keine Plastiktüten verwendet. Und wenn schon Plastik natürlich den Müll anschließend richtig entsorgt. Als zweiten Punkt sehe ich die Möglichkeit sich zu engagieren. Das ist ja möglich auf unterschiedlichsten Ebenen, so wie eben du mit deinem Blog. Eine Naturschutzorganisation oder eine der vielen Bürgerinitiativen wären dazu auch eine gute Möglichkeit. Als dritte Ebene sehe ich das Wahlverhalten. Es heißt ja oft, dass alle Politiker gleich sind. Aber so wie ich die Sondierungen erlebt habe, gerade mit den Streitereien, die wir mit der FDP und der CDU/CSU hatten, wie es weiter gehen soll mit der Klimapolitik, stimmt das so eben nicht. Eine der ganz zentralen Möglichkeiten, die wir ab 18 Jahren (und wenn es nach uns geht auch ab 16 Jahren) haben, ist eben das Wählen. Auch wenn viele Menschen denken, dass es egal ist, wen man wählt, aber aufsummiert ist es eben überhaupt nicht egal, wen man wählt. Das sieht man spätestens seit der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der USA.

(Jetzt beim Schreiben des Artikels fällt mir gerade auf, dass der Übergang vom Thema Donald Trump zum Thema Comic und Humor für mache grenzwertig sein kann aber ich finde es gerade witzig.)

Im Leben ist aber Humor auch sehr wichtig. Ich bin ein großer Cartoon-Fan und habe sogar mal mit dem Comiczeichner Maxim von „Herrmann Comix“ ein Cartoon gemacht. Denn ich finde es wichtig, nicht nur über die Probleme zu schreiben, sondern auch über die schönen Dinge im Leben von uns Jugendlichen.

Ich würde daher sehr gerne wissen, wie Ihnen mein Humor mit meiner Comic-Figur Herbert das Toastbrot gefällt und welche Rolle das Comic in Ihrem Leben spielt?
Toni Hofreiter: Comics haben in meinem Leben auch eine große Rolle gespielt. Als Jugendlicher konnte ich alle Asterix-Comics fast auswendig, aber mein Lieblings-Comic ist Calvin und Hobbes.

Dein Cartoon ist witzig! Herbert dem Toastbrot steht der Schrecken im Gesicht, als er dem Tod gegenübersteht. Aber der Tod demontiert seinen Schrecken selbst, in dem er pedantisch auf korrekter Schreibweise beziehungsweise Aussprache seines Namens besteht. Das ist eine gute Pointe! Aber um nochmal auf die schönen Dinge im Leben zu sprechen zu kommen: das Klima retten und die Welt verbessern gehören durchaus auch dazu.

Livia Josephine

Ein Kommentar

  1. Umweltthemen aus der Sicht von Jugendlichen mit dem richtigen Politiker dazu. Ich sag: Mehr davon…..

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