Junge Wähler – Die neue (Ohn)Macht

Mein Kommentar zum Ergebnis der Europawahl und der daraus entstandenden Diskussion über die unterschiedliche Sichtweise zwischen der Politik und meiner Generation.

Niemals gab es einen so großen Unterschied eines Wahlergebnisses zwischen der jungen und älteren Generation. Die Europawahl hat wieder eines sehr deutlich gezeigt, nämlich dass die jungen Wähler einen klaren Favoriten haben – den Schutz des Klimas, der Umwelt und unserer Zukunft.

Jetzt kommt aber das große ABER.

So wie ich das sehe hat der Erfolg der Grünen und der Misserfolg der Regierungsparteien nichts mit dem YouTube Video von Rezo oder anderen Influencern zu tun und somit auch nichts mit dem Boykottaufruf gegen die CDU. Das Ganze hat sich aus den letzten Jahren so entwickelt. Da wird auch ganz klar der Einfluss von YouTubern etwas überschätzt. Der Boykottaufruf wurde aktuell auch von den Medien sehr hochgeputscht und somit auch sehr bekannt. Aber im Normalfall ist das etwas anders. Echten Einfluss auf Jugendliche haben andere. Riesigen Einfluss haben in meiner Generation vor allem Fußballer oder Deutschrapper. Deshalb sehe ich die Gründe auch ganz woanders.

Dieser Trend wurde dann meiner Meinung nach noch verstärkt durch verschiede Diskussionen innerhalb der CDU die meiner Generation einfach nur vor den Kopf stoßen. Ich erinnere an die Vorschläge von Annegret Kramp-Karrenbauer um die ► allgemeine Dienstpflicht für Jugendliche, die ja immer noch im Raum steht oder die angreifenden Äußerungen über engagierte Schüler bei Fridays for Future (im Bezug der Schulpflicht) und natürlich auch die aktuelle Aussage einer Zensierung von Meinungen im Netz speziell von uns Jugendlichen. So hat sich die Vorsitzende der CDU nun schon seit längerem als „Jugendfeindlich“ geoutet und somit auch die CDU als Anti-Jugendpartei dargestellt. Aber natürlich ist Frau Kramp-Karrenbauer nicht die Einzige der CDU die dafür gesorgt hat. Das waren schon mehr. Der CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak hat sich Anfang des Jahres sowieso total disqualifiziert mit seinem beleidigenden Angriff auf die 16 jährige Greta Thunberg über seinen Twitter Account. HIER zum Nachlesen. Auch das Verhalten vom deutschen Verkehrsminister Andreas Scheuer CSU gegenüber der Auto-Lobby war in den letzten Monaten nicht nur peinlich, sondern hat auch nur wieder gezeigt, wie „ernst“ (nämlich gar nicht) die Bundesregierung den Klimaschutz nimmt und wie abhängig sie von der Industrie sind. Es waren jetzt nur ein paar Beispiele von vielen Vorfällen in den letzten Monaten. Die Liste dazu wäre ja sehr lang.

Als CDU nun einfach zu sagen, die bösen YouTuber haben uns mit ihrem Aufruf geschadet ist somit lächerlich und zeigt einfach, dass die Partei nichts daraus gelernt hat. Sie verstehen nicht, was sich verändert hat. Die junge Generation, meine Generation hat ein völlig anderes politisches Bild als die Regierungsparteien und weite Teile der konservativen Parteien. Die Ansicht und die daraus erfolgende Bewertung und Gewichtung der Themen sind völlig unterschiedlich.

Aber auch bei einigen anderen Themen verursachten Aussagen oder politische Entscheidungen in meiner Generation nur Kopfschütteln. So wie zum Beispiel das Chaos beim Thema Digitalisierung von Schulen oder die klare negative Haltung was das Wahlrecht ab 16 Jahren betrifft und deren Begründungen. Also, dass ein betreuter Mensch mit 90 Jahren und Demenz zum Wählen darf aber ein Jugendlicher mit 16 eben nicht. Das ist nicht nur hochgradig ungerecht, sondern einfach nur kränkend. Die Folge – dieses fehlende Vertrauen an junge Menschen beruht jetzt eben auf Gegenseitigkeit.

Parteien wie die Grünen positionieren sich da einfach anders, genau wie einige der kleineren Parteien wie die Tierschutzpartei, Piraten oder DIE PARTEI. Das Vertrauen, besonders zu den Grünen ist hier einfach größer, weil man hier als Jugendlicher ernst genommen wird. Das ist eigentlich das ganze Geheimnis.

Der konservative Albtraum – das Wahlrecht ab 16! (Herrmann Comix)

Deshalb ist auch eines ganz klar. Die konservativen Parteien werden niemals ein Wahlrecht ab 16 Jahren beschließen. Weil sie Angst vor unserem Wahlverhalten haben und ihre Vormachtstellung so verlieren könnten. Aber das ist nur eine Frage der Zeit, denn jeder der jetzt 14, 15, 16 oder 17 ist darf irgendwann bei den nächsten Wahlen teilnehmen. Und deswegen glaube ich auch, dass die nächsten Ergebnisse der Wahlen sich immer mehr verändern werden. Meine Generation wird immer politischer und somit werden auch mehr junge Menschen zum Wählen gehen. Deshalb sollte man sich nicht wundern, wenn mal die Tierschutzpartei in ein Parlament einzieht und es vielleicht mal einen Grünen Bundeskanzler/in gibt. (das schreibe ich jetzt aber nur damit ich mal sagen kann „ich habe es schon vorher gewusst“)

Jetzt bin ich neugierig was in den nächsten Wochen und Monaten in der Politik passiert. Wie die CDU und SPD darauf reagieren und welche Konsequenzen daraus gezogen werden. Ich glaube grundsätzlich ist die Idee einer Volkspartei vorbei. Aber ich sehe das sehr positiv. Jede Partei sollte ihren Schwerpunkt haben und sich dafür auch einsetzen. Das hat für mich deshalb auch nichts mit einem sogenannten „Linksruck“ zu tun. Obwohl es ohne AfD natürlich immer besser wäre. Nein, es ist einfach eine andere Art von Jugendverständnis was Parteien betrifft.

Somit lässt sich das unterschiedliche Wahlverhalten zwischen den Generationen erklären. Das ist zumindest meine Einschätzung als politisch interessierte Jugendliche. Und das ist doch auch das Schöne an einer Demokratie. Dass jeder Mensch und jede Generation verschiedene Positionen haben kann.

So sind für den einen die jungen Wähler eine neue Macht und für den anderen seine Ohnmacht.

Livia Josephine

Ein Kommentar

  1. Ich bin mir sicher, dass die Grünen das so unterschreiben. Ob das aber die CDU jemals erkennt ist leider mehr als fraglich.

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