Kommentar: Blümchenhose, Flugblatt und Umfrage – mein Gefühl vor der Wahl

Ich habe vor kurzem von einer Freundin eine bunte Hose geschenkt bekommen, mit Blumenmuster und grellen Farben. Einfach großartig. Ich hatte nicht nur gleich die verschiedensten Kombinationen im Kopf, sondern musste gleich wieder an die Landtagswahl im Oktober denken. „Wäre doch der Landtag auch so bunt wie meine Hose.“ Schieß es mir in den Kopf. Aber auf das kann ich wahrscheinlich lange warten. So wie ich mir das jetzt mit 21 Jahren gerade vorstelle, funktioniert das eben nicht. Unsere Gesellschaft braucht da noch mehr Zeit. Solange Parteien nur gegeneinander schimpfen und nicht ernsthafte Probleme angehen (Mieten, Rassismus in Schulen, Kinderarmut, KLIMASCHUTZ,…) wird das nichts. Solange Parteien das Thema „Gendern“ als persönlichen Angriff sehen und nicht als Chance für eine Gleichberechtigung wird das auch nichts und solange junge Menschen in der Politik keine Stimme haben wird das doppelt nichts. Ich glaube ich bin zu naiv, um zu denken, dass wir an der Zeit sind, umzudenken. Was meine ich damit? Umdenken heißt: An die wahren Probleme flott rangehen, zusammen als Regierung und Opposition Lösungen zu suchen und es nicht immer dem Bund in die Schuhe zu schieben und einfach entschlossen an die Dinge ranzugehen. So wie ich das hier schreibe, hört sich das eigentlich einfach an, dass es das nicht ist, ist mir aber auch klar. Träumen darf man.

Ja da stand ich da, mit meiner neuen bunten, geblümten Hose und betrachtete mich im Spiegel. Mein nächster Gedanke kam „Könnte man als Abgeordnete theoretisch diese Hose im Landtag anziehen?“ Eigentlich ist es mir auch egal, was Abgeordnete tragen dürfen aber wie cool es wäre, wenn man bei den Plenarsitzungen die wildesten Styles sehen könnte. Schlaghose, mit weißem T-Shirt und dazu braune Cowboy Stiefel oder bunter Ledermantel mit Boots und Fischerhut. 

Auch wenn meine Vorstellungen toll wären, wir haben in Bayern vor der Wahl andere Themen zu philosophieren, als über den Style der zukünftigen Abgeordneten. Zum Beispiel über Hubert Aiwanger und das Flugblatt, das plötzlich aus dem nichts aufgetaucht ist. Dazu näher eingehen will ich gar nicht. Das ist verschwendete Liebesmüh, wie man so schön sagt. Durch solche „Vorkommnisse“ (schön ausgedrückt) werden gleichzeitig andere Themen in den Hintergrund gerückt. Was ist mit der Kindergrundsicherung? Wie lange dauert die zweite Stammstrecke nochmal? Wie ist das noch gleich mit der Bildung? Mit welchen Folgen müssen wir nach der Corona-Pandemie noch rechnen? Durch die Sache mit dem Flugblatt wurde unsere Gesellschaft mal wieder so richtig schön ins Chaos gebracht und das auch noch ein paar Wochen vor der Wahl. Wenn wir uns aktuelle Umfragen anschauen (vom 05.09) sehen wir, dass die Freien Wähler tatsächlich 4 Prozentpunkte gewonnen haben. Huch, wie ist das denn passiert? Liegt das an der Entscheidung von Ministerpräsident Markus Söder, Aiwanger im Amt zu lassen oder an was anderem? Tja jetzt können wir nur spekulieren.

Das ist zu viel Chaos. Das kann einen ja nur verunsichern. Vor ein paar Tagen sind meine Briefwahlunterlagen angekommen. Nachdem ich die zwei 20 Meter langen Zettel ausgepackt habe und die Namen durchgelesen habe, merkte ich wie kurz die Zeitspanne zum 8. Oktober eigentlich noch ist. Gefühlt übermorgen. 

Es ist zwar nicht meine erste Wahl aber ich bin irgendwie total aufgeregt und bin schon auf das Ergebnis der Wahl gespannt. Vielleicht wird ja der neue Landtag bei uns in Bayern wenigstens ein bisschen so bunt, wie meine Blümchenhose.

Livia Kerp

Livia Josephine

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