Livia Josephine Magazin https://www.liviajosephine.de Fri, 01 Dec 2023 18:20:22 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.5.2 137760501 Warum Erinnerungskultur an die moderne Zeit angepasst werden muss https://www.liviajosephine.de/2023/12/01/warum-erinnerungskultur-an-die-moderne-zeit-angepasst-werden-muss/ https://www.liviajosephine.de/2023/12/01/warum-erinnerungskultur-an-die-moderne-zeit-angepasst-werden-muss/#respond Fri, 01 Dec 2023 18:20:20 +0000 https://www.liviajosephine.de/?p=17274 Weiterlesen ]]> Erinnerungskultur ist für mich mehr, als einmal im Schülerleben eine KZ-Gedenkstätte zu besichtigen.

Meine Schulzeit ist noch nicht so lange her. Und zurückblickend muss ich leider sagen, dass politischer Unterricht eher vernachlässigt wurde. Erinnerungskultur habe ich in der Schule, neben dem obligatorischen Besuch einer KZ-Gedenkstätte, als reinen Geschichtsunterricht erlebt. Es ging darum  Fakten zu lernen und abzufragen. Was natürlich auch seine Berechtigung hat und wichtig ist, aber den ganzheitlichen Sinn einer Erinnerungskultur für mich nicht entspricht.

Für mich ist Erinnerungskultur nicht nur eine Vermittlung von Wissen, sondern vor allem eine Vermittlung von Empathie. Aber ein Gefühl für etwas aufzubauen das in der Vergangenheit liegt und für mich nur theoretisches Wissen ist, wird nur funktionieren,  wenn ich es in meine Realität transportieren kann.

Und wie?

Durch Vorbilder. Ein junger Mensch kann eine Beziehung zu einem Vorbild aufbauen. Und so habe ich es auch erlebt. Für mich war es die Figur Sophie Scholl. Durch ihre Lebensgeschichte konnte ich mich auf das Thema emotional einlassen. Und ich glaube das ist auch der Weg die Erinnerungskultur  in unserer heutige Zeit zu transformieren.

Gerade aufgrund des Alters von Sophie Scholl oder Anne Frank, können sich junge Menschen besser damit identifizieren und auseinandersetzen und daher müsste man sie aufbauen als moderne Vorbilder und Heldinnen der Geschichte und zwar viel offensiver und plakativer als bisher. Sie haben sich dem Unrecht entgegenstellt, in dem sie ihre Umgebung genau beobachtet haben und sich damit kritisch auseinandersetzt haben.  

So unterschiedlich beide Mädchen waren. Sie hatten doch eines gemeinsam. Sie haben sich einfach gefragt, was ist gerecht und was ist ungerecht. Sie haben eine Welt gesehen, in der sie nicht leben wollten und haben das getan was in ihren Möglichkeiten stand. Sie zeigen für mich am besten was DAMALS und was HEUTE die Wörter gerecht und ungerecht bedeuten. Nämlich immer noch das Gleiche wie heute. Das zeigt, dass man aus der Geschichte lernen kann. Aber nur, wenn man die Geschichte mit den Augen von heute erzählt.

Denn es geht um das Bewahren der Menschlichkeit. Denn jeder Mensch verdient die gleiche Chance und hat die gleiche Würde. Das ist die Kernaussage und das ist für mich ein ganz wichtiger Teil der heutigen Erinnerungskultur. Es geht um Akzeptanz und Empathie jedem Menschen gegenüber.

Das haben junge Menschen wie Sophie Scholl oder Anne Frank damals gezeigt und das können sie heute immer noch vermitteln. Als Vorbilder!

Und genau deshalb ist Erinnerungskultur für mich mehr, als nur einmal im Schülerleben eine KZ-Gedenkstätte zu besichtigen.

Kommentar von Livia Kerp

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Meine Schulzeit während der Pandemie – Welche politischen Lehren und Konsequenzen wurden bisher daraus gezogen? https://www.liviajosephine.de/2023/11/26/meine-schulzeit-waehrend-der-pandemie-welche-politischen-lehren-und-konsequenzen-wurden-bisher-daraus-gezogen/ https://www.liviajosephine.de/2023/11/26/meine-schulzeit-waehrend-der-pandemie-welche-politischen-lehren-und-konsequenzen-wurden-bisher-daraus-gezogen/#respond Sun, 26 Nov 2023 14:12:45 +0000 https://www.liviajosephine.de/?p=17252 Weiterlesen ]]> Jeder will so schnell wie möglich die schlimme Zeit der Pandemie vergessen. Abhaken. Endlich wieder Normalität aufbauen. Für mich ist das natürlich auch absolut nachvollziehbar.

Aber es ist leider nicht so einfach wie sich anhört. Besonders für die jungen Menschen die während der Pandemie in der Schule waren. Das kann man aber nur nachvollziehen, wenn man es tatsächlich erlebt hat. Ich musste mein Fachabitur in der Hochphase der Pandemie schreiben.

Meine letzten zwei Schuljahre waren geprägt von Schulschließungen, digitalen Unterricht und psychischer Belastung.

Eine Schulabschlussprüfung, egal auf welcher Schule, ist letztendlich der Höhepunkt der Schulzeit. Im Normalfall ist die Zeit der Prüfungsvorbereitung und der Abschlussprüfung stressig genug. Aber in unserem Fall wurde der Stresspegel durch die Pandemie sogar noch mehrfach multipliziert.

Das letzte Schuljahr und die Prüfungsvorbereitung fand entweder online statt oder im Schichtsystem in den Klassenräumen. Die Hälfte der Klasse hatte Online-Unterricht und die andere Hälfte war im Klassenzimmer. Natürlich immer mit geöffneten Fenster (auch im Winter) und mit Masken.

Aber wenn der Schulserver ständig überlastet ist und der digitale Unterricht darin besteht, dass man über E-Mail seine Aufgaben bekommt und sie dann allein auswerten muss, hat das nicht viel mit normalen Unterricht zu tun. Es fehlte vor allem der Austausch mit anderen Schülern. Ein guter Unterricht lebt auch vom gegenseitigen Austausch und Erklären. Das viel komplett weg.

Nicht jeder Schüler hatte zu Hause auch seinen eigenen Laptop oder einen Rückzugsraum zum Lernen. Auch nicht jeder Lehrer hatte die digitalen Kenntnisse, um einen digitalen Unterricht überhaupt durchführen zu können.

Und nicht nur bei Schülern gab es psychische Probleme mit der Pandemie. Auch Lehrer fielen aus gesundheitlichen Problemen oftmals aus. Das machte es für alle Beteiligten natürlich noch stressiger.

Für mich hat dieser bestandene Schulabschluss insofern an Wert zugenommen, da jeder Schüler bewiesen hat, dass er mit Stress umgehen kann, und die Fähigkeit hat sich selbst zu motivieren.

Aber was hat die Politik daraus gelernt? Für mich, als ehemalige Schülerin zu dieser Zeit, leider viel zu wenig. Was hatte damals augenscheinlich gefehlt?

Es gab zu wenig Lehrer.

Es gab viel zu wenig IT-Fachpersonal.

Sozialarbeiter fehlten komplett.  

Zu viele Schüler in einer Klasse.

Mangel an Räumlichkeiten.

Die digitalen Voraussetzungen (Hardware und Benutzung) für Homeschooling war nicht ausgereift.

Natürlich kann die Politik in Form der Bildungsministerien nicht sofort alles besser machen. Aber hat eine Aufarbeitung der Probleme während der Pandemie überhaupt schon stattgefunden? Und wie soll diese Aufarbeitung ablaufen, wenn kein einziger junger Mensch dabei ist, der das auch wirklich miterlebt hat?

Wie soll ein Politiker von außen das beurteilen können, ohne diese Lebensrealität zu kennen?

Die Pandemie hinterließ in der Gesellschaft viele Verlierer aber die Schüler dürften einen Spitzenplatz einnehmen. Denn es hinterließ nicht nur bei jungen Menschen und deren Familien Spuren, sondern es wurde auch sichtbar wie anfällig und veraltet unser Schulsystem tatsächlich ist.

Ich persönlich habe damals versucht das Beste daraus zu machen. Ich konnte sogar in meinem Schulabschlussjahr während der Pandemie mein jugendpolitisches Buch „How to Politik“ schreiben. Einfach auch aus dem Grund, weil ich mir sehr oft täglich zwei Stunden Fahrtzeit zur Schule sparen konnte. Und weil mich die Situation motivierte meine Generation auf politische Themen aufmerksam zu machen.

Deswegen ist für mich eine Modernisierung des Schulsystems zwingend notwendig. Und dafür braucht es keine Millionen. Sinnvoll wäre schon mal eine echte bundesweite Bildungsgerechtigkeit und soziale Chancengleichheit.  

Ein Kommentar von Livia Kerp

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Kommentar: Als ich im Bundestag über ein Verbot von K.O.-Tropfen sprach. https://www.liviajosephine.de/2023/11/14/kommentar-als-ich-im-bundestag-ueber-ein-verbot-von-k-o-tropfen-sprach/ https://www.liviajosephine.de/2023/11/14/kommentar-als-ich-im-bundestag-ueber-ein-verbot-von-k-o-tropfen-sprach/#respond Tue, 14 Nov 2023 19:51:00 +0000 https://www.liviajosephine.de/?p=17196 Weiterlesen ]]> Am 8.1. war ich im Bundestag (Gesundheitsausschuss), um für ein Verbot von KO-Tropfen in Deutschland zu werben. 

Ich möchte euch mitnehmen, wie es ist wildfremden Bundestagsabgeordneten seine eigene, ganz persönliche Geschichte zu erzählen. Als ich hingekommen bin war ich eh schon vor lauter Eindrücken platt und die Aufregung hat mir den Rest gegeben. In keiner einzigen Live-Sendung habe ich meinen Herzschlag so laut gehört und gefühlt, wie an diesem Tag. Dort zu sitzen fühlt sich nicht vertraut an, eher wie in einem Gericht. Ich bekam die erste Frage von Stephan Pilsinger gestellt, der mich eingeladen hat und den Antrag gestellt hatte. Es gab für mich nur zweieinhalb Minuten zu antworten, also welche Erfahrungen ich gemacht habe und ob ich den Antrag der Union unterstütze. 

Erst seit Kurzem muss oder will ich meine Erfahrung mit der Öffentlichkeit teilen. Im FOCUS habe ich darüber geschrieben, mit der Instyle ONLINE oder auch mit dem MERKUR hatte ich ein Interview und jetzt hier im Bundestag.

Ich habe angefangen über meine Gefühle zu reden und welche Erfahrungen ich grob gemacht habe. Es ging mir vor allem darum zu schildern, dass viel mehr Menschen Erfahrungen mit KO-Tropfen gemacht haben, als die Zahlen der Polizei sagen. Der Grund dafür ist die schwere Nachweisbarkeit der KO-Tropfen. Bei mir war es z.B. so, dass ich nach Hause gebracht wurde und nicht sofort ins Krankenhaus, daher war es leider zu spät es schwarz auf weiß zu haben.

Mich nerven solche Fragen wie: HÄ und woher willst du dann wissen, dass dir jemand KO-Tropfen gegeben hat? 

An diesem besagten Tatabend hatte ich zwei Getränke und einen Shot (der nur mir gegeben wurde- wahrscheinlich befand sich darin die Substanz). Nach nur ein paar Minuten, nachdem ich den Shot getrunken hatte, fühlte ich mich unwohl. Plötzlich ganz schummrig. Draußen verabschiedete ich zwei meiner Freundinnen und da war alles noch okay aber schlagartig lag ich auf dem Boden und wusste nichts mehr. Wenn ein damaliger Freund mich nicht zufällig gesehen hätte, wüsste ich nicht was passiert wäre. Der Mann, der mir den Shot ausgeben hat kam raus und hat mit meinem Freund diskutiert, dass er mich nach Hause bringen wollte. Da hat mein damaliger Kumpel sofort verstanden, um was es hier ging und schickte ihn weg. Am nächsten Tag bin ich aufgewacht und ich wusste nichts mehr. Das war kein Besoffen sein und auch kein Typ der sich Sorgen um mich gemacht hat. Das war ein hinterlistiger Plan, eine bewusstlose Frau sich zu nehmen. Und von der Menge Alkohol, die ich an diesem Abend getrunken habe, ist man nicht so besoffen, dass man nicht mal mehr weiß wie man heimkam. Ich finde es schade, dass man sich oft erklären muss. Ich wusste schon, warum ich dieses Erlebnis für mich behalten habe, denn manche Aussagen können einen tatsächlich treffen. Ich möchte stark aus dieser Sache rausgehen und dafür kämpfen, dass kein Mensch diese Erfahrung machen muss, denn nicht bei jedem geht es so gut aus, wie bei mir. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie es gewesen wäre, wenn ich nicht nach Hause gebracht worden wäre, sondern da liegen geblieben wäre. Hätte mir eine fremde Person geholfen? Hätte dieser Typ mich einfach mitgenommen und wie und wo wäre ich aufgewacht? Unvorstellbar schlimm! 

Ich möchte so vielen Menschen, wie es nur geht auf  dieses Thema aufmerksam machen und aufklären. Dazu wäre erst einmal ein Verbot von allen Substanzen, die die Wirkung von KO-Tropfen haben ein toller, erster Schritt. Doch da geht mehr: Wir müssen Präventionsmaßnahmen voranbringen, an Schulen gehen und nicht nur die potentiellen Opfer erreichen, sondern auch potenzielle Täter aufklären. 

Nina Fuchs von kein Opfer e.V. hat in der Anhörung spannende und wichtige Punkte genannt. Die Bundesregierung sollte in Aufklärungskampagnen Geld investieren. Ein Beispiel wäre in Clubs und Bars, das groß und öffentlich steht, dass der Gebrauch von KO-Tropfen hier nicht geduldet wird und strafbar ist. Sowas kann ich mir gut vorstellen.

Was kann ich tun, wenn es einer anderen Person schlecht geht:

  1. stelle fest, wer gerade bei der Person  ist: schicke alle weg, die sie nicht kennen, sondern nur gaffen. 
  2. Rede so gut es geht mit der betroffenen Person und mit den Freunden, um einen Überblick zu bekommen was passiert ist
  3. Notarzt rufen, denn auch wenn es sich um eine Alkoholvergiftung handelt, kann ein Arzt am besten helfen. Sage dem Notarzt was du weißt und sollte ein Verdacht von KO- Tropfen vorliegen, dann sage es dem Arzt.
  4. Bleib ruhig und sachlich. 

Was kann ich tun um mich zu schützen: 

  1. es gibt Armbänder, die die Substanz von KO-Tropfen aufspüren. Aber Achtung: Das Armband ist kein medizinischer Test, er kann falsch sein. Außerdem können KO-Tropfen auch mit einer Spritze heimlich verabreicht werden
  2. Auch wenn man schon schlechte Erfahrungen gemacht hat, sollte Misstrauen nicht dein Leben bestimmen. Ich z.B. trinke nichts mehr was mir in die Hand gedrückt wird, bei dem ich nicht gesehen habe, wie es gemacht wurde. Damit fühle ich mich wohl. Jeder hat da so seinen Tipp.

Habt ihr noch Tipps und Ideen, wie wir dieses Thema mehr in den Fokus rücken können? Schreibt gerne einen Kommentar oder mir privat. Ich freue mich auf jeden einzelnen!

Ich habe das Gefühl, dass die Bundesregierung bald etwas dagegen tun wird, es war auf jeden Fall gut, dort gewesen zu sein! Auf meinem Blog und auf meinen sozialen Netzwerken werde ich euch alle natürlich auf dem Laufenden halten.

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Mein Gastartikel für Focus: K.-o.-Tropfen – „Darum muss das Dreckszeug verboten werden“ https://www.liviajosephine.de/2023/10/30/mein-gastartikel-fuer-focus-k-o-tropfen-darum-muss-das-dreckszeug-verboten-werden/ https://www.liviajosephine.de/2023/10/30/mein-gastartikel-fuer-focus-k-o-tropfen-darum-muss-das-dreckszeug-verboten-werden/#comments Mon, 30 Oct 2023 22:50:07 +0000 https://www.liviajosephine.de/?p=17115 Weiterlesen ]]> Mein Gastartikel für FOCUS online:

Beim sexuellen Missbrauch von Mädchen und jungen Frauen spielen K.-o.-Tropfen eine große Rolle. Straftäter betäuben ihre Opfer damit und machen sie wehrlos. Die Münchner Journalistin Livia Kerp (21) fordert ein sofortiges Verbot der teuflischen Substanz. Auf FOCUS online erklärt sie, warum.

Grundsätzlich hat doch jeder Mensch ein Recht auf körperliche Unversehrtheit. Auch junge Menschen. Und auch junge Frauen. Aber wird in der Politik wirklich alles gemacht, um junge Frauen vor sexuellen Straftaten zu schützen? Ich sage: Nein!

Warum?

Zum Schutz vor sexuellen Straftaten gehört nun mal auch, dass man die „effektivste Waffe“ dafür verbietet. Tatsächlich ist es so, dass man K.-o.-Tropfen ganz einfach auf Amazon bestellen kann.

Da fühlt man sich als junge Frau nicht nur von der Politik allein gelassen, sondern man fühlt sich regelrecht WERTLOS. Und das kann ich behaupten, da ich selbst Opfer von K.-o.-Tropfen wurde.

Es geht nicht mehr um Einzelfälle, sondern um den Alltag von jungen Frauen

Ich muss dazu sagen, dass Gott sei Dank nichts Schlimmeres passiert ist, weil ich einen sehr guten Freundeskreis habe und wir immer gegenseitig auf uns aufpassen. Aber dieses Glück hat oder hatte leider nicht immer jede junge Frau.

Ich persönlich kenne keine einzige jüngere Frau, die noch nicht mit dem Thema in Berührung gekommen ist. Sei es auch nur, dass sie eine kennt, die Opfer von K.o.-Tropfen wurde. Und ich glaube, so geht es den meisten aus meiner Generation.

Hier geht es nicht mehr um irgendwelche Einzelfälle. Sondern es ist zum Alltag geworden. Ich kenne keine junge Frau, die im Club ihr Getränk unbeobachtet lässt. Im Gegenteil, die meisten kaufen sich in einem Club schon fast keine Getränke mehr. Und das kann auch nicht die Lösung dieses Problems sein.

Allein auf dem diesjährigen Oktoberfest in München waren es sieben bekannte Fälle, bei denen K.-o.-Tropfen eine Rolle spielten.

Eine Nebelwand schaltet das Gehirn auf Standby – dieses Gefühl wünsche ich niemandem

Bei mir war es an der Bar in einem der angesagten Clubs in München. Ich hatte das Getränk vor mir und trotzdem hat es jemand geschafft, in das Glas K.-o.-Tropfen zu träufeln. Das Problem dabei ist grundsätzlich, dass es eigentlich unmöglich ist festzustellen, wer dafür verantwortlich ist, wenn man ihn nicht auf frischer Tat ertappt.

Das Gefühl, das man bekommt, wenn die Tropfen langsam anfangen zu wirken, ist schwer zu beschreiben. Man merkt, dass irgendetwas nicht stimmt und man plötzlich immer müder wird. Wie gesagt, meine Freunde haben das gemerkt und mich sofort nach Hause gebracht.

Das Surreale dabei ist, dass der Körper immer müder wird aber der Kopf anfangs noch klar bleibt. Man merkt also ganz genau, dass sich etwas nicht richtig anfühlt, bis langsam eine Nebelwand das Gehirn auf Standby schaltet. Das heißt, man verliert einfach langsam die Kontrolle über seinen eigenen Körper. Der Geist und der Körper werden voneinander getrennt.

Und irgendwann erschlafft die Muskulatur und man fällt in einen Tiefschlaf. Das ist ein Gefühl, das ich niemandem wünsche.

K.-o.-Tropfen können töten

Eine Freundin von mir wurde sogar mal eine Überdosis davon heimlich verabreicht. Sie hatte großes Glück, dass sie gerade noch rechtzeitig ins Krankenhaus kam. Es hätte tödlich enden können.

Und da haben wir das nächste Problem. K.-o.-Tropfen können töten – und das ist leider schon zu oft passiert.

Das Thema K.-o.-Tropfen muss nun endlich raus aus der dunklen Ecke. Viele Betroffene sagen oft aus Scham nichts darüber, dabei wäre es so wichtig, das Thema ins Scheinwerferlicht zu hieven, um mehr Druck auf die Politik zu machen.

Fakt ist, sehr viele Frauen fühlen danach nicht nur Scham, sondern bekommen große psychische Probleme. Es kann eine so tiefe seelische Verletzung nach sich ziehen, die ein Leben lang anhält. Das kann nicht sein! Und das muss nicht sein! Deshalb: Out of the Dark – into the Light!

Es gibt kaum Motivation in der Regierung, K.-o.-Tropfen zu verbieten

Im Oktober 2022 habe ich das erste Mal auf meinem jugendpolitischen Blog über die Problematik der K.-o.-Tropfen geschrieben. Dabei habe ich mich auch gefragt, warum es so schwer ist, K.-o.-Tropfen einfach zu verbieten. Es wäre doch die einfachste und effektivste Methode, junge Frauen davor zu schützen.

Deswegen habe ich im März dieses Jahres zusammen mit Bundestagsabgeordneten Stephan Pilsinger von der CSU aus München einen weiteren Beitrag auf meinem Blog gemacht. Und anschließend hat er eine Anfrage an die Bundesregierung zum Thema „Verbot von K.-o.-Tropfen“ gestellt.

Leider ist bis jetzt keine große Motivation der Bundesregierung vorhanden, K.-o.-Tropfen zu verbieten. Das muss sich ändern!

Auf Antrag der Bundesfraktion der CDU/CSU ist im November im Gesundheitsausschuss des Bundestags eine öffentliche Anhörung zum Thema „Missbrauch K.-o.-Tropfen“. Hierzu wurde ich eingeladen, um darüber zu reden. Es geht darum, die Lebensrealität von jungen Frauen darzustellen und aufzuzeigen, warum ein Verbot von K.-o.-Tropfen einfach wichtig und längst überfällig ist.

Fakt ist: Weder ich noch irgendeine Frau möchte sexuell missbraucht werden

Ich sehe das Thema nicht nur als Betroffene, sondern auch mit den Augen einer Frau meiner Generation. Seit einem Jahr versuche ich nun, das Thema „Verbot von K.-o.-Tropfen“ aus dem Schattenleben zu ziehen und eine parteiübergreifende Mehrheit zu finden. Weil für mich das Thema einfach wichtiger ist als Klimaschutz oder das Wahlrecht ab 16.

Denn weder ich noch irgendeine andere junge Frau in Deutschland, in Europa oder auf einem anderen Kontinent will sexuell missbraucht werden oder an einer Überdosis K.-o.-Tropfen sterben.

Deswegen ist es für mich eine Selbstverständlichkeit,

  • dass K.-o.-Tropfen endlich verboten werden müssen,
  • dass man sie nicht mehr frei kaufen kann, weder bei uns in Deutschland noch in der gesamten EU,
  • dass der Besitz von K.-o.-Tropfen strafbar ist, wobei die Strafe wirklich abschrecken muss,
  • dass sich das Strafmaß verdoppelt, wenn ein Täter K.-o.-Tropfen verwendet hat.

Die Politik muss mehr auf das Leben von jungen Frauen schauen

Ich finde, diese Maßnahmen sollten der Politik das Leben von jungen Frauen mindestens WERT sein.

Es ist für mich Wahnsinn. Da wurde 2008 ein Rauchverbot in Innenräumen gesetzlich erlassen, um Menschen, die nicht rauchen, vor den gesundheitsschädlichen Auswirkungen von Tabakqualm zu schützen. Aber ein Schutz junger Frauen vor sexuellen Straftaten durch K.-o.-Tropfen scheint unseren Politikern nicht so wichtig.

Aber kein Mensch will unwichtig oder wertlos sein!

Ich auch nicht. Aber wie soll sich eine junge Frau bei diesem Thema wohl fühlen?

Es ist nicht einfach, ohne Emotionen über das Thema zu reden oder zu schreiben. Am liebsten würde ich einfach brüllen: „Endlich weg mit dem Dreckszeug!“

Livia Kerp. Gastartikel für Focus online

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Kommentar: „Frustrierend“ – Nach der Landtagswahl in Bayern https://www.liviajosephine.de/2023/10/19/kommentar-frustrierend-nach-der-landtagswahl-in-bayern/ https://www.liviajosephine.de/2023/10/19/kommentar-frustrierend-nach-der-landtagswahl-in-bayern/#respond Wed, 18 Oct 2023 23:11:36 +0000 https://www.liviajosephine.de/?p=17068 Weiterlesen ]]> „Frustrierend“ – Das ist mein persönliches Fazit der Landtagswahl in Bayern. Als junge Frau fällt mir leider kein anderes dazu Wort ein.

Warum?

Ich habe in meiner Funktion für MünchenTV den Walkampf ganz genau beobachtet und war auch am Wahlabend im Maximilianeum um darüber zu berichten. Das Ergebnis der Landtagswahl ist für alle jungen Frauen enttäuschend. Keine einzige junge Frau unter 30 Jahren (18 – 29) ist im neuen Landtag vertreten. Das heißt ein kompletter Teil der Gesellschaft fehlt.

Das ist „Frustrierend“!

Wie soll sich eine junge Frau fühlen, wenn ihre Lebensrealität nicht im Parlament vertreten ist? Warum soll eine junge Frau überhaupt noch wählen gehen? Es ist ein Parlament mit 75 Prozent Anteil Männer. Die Lebenswelt einer jungen Frau hat in diesem Parlament somit keinen Stellenwert. Die jüngste Abgeordnete ist Eva Lettenbauer mit 31 von den Grünen. Dagegen ist der jüngste männliche Abgeordnete Franz Schmid mit 23 von der AfD. Das ist „Frustrierend“! Im Landtag sind also ganze 3,5 % der Abgeordneten unter 30 Jahren. Und gerade mal 25 % Frauen. Das spiegelt einiges, aber nicht unsere Gesellschaft.

Woran liegt das?

Vor allem an den Parteien. Und das obwohl sich Politikerinnen wie Tanja Schorer-Dremel CSU, Daniela Di Benedetto SPD-Bayern oder Julika Sandt FDP Bayern massiv in ihren Parteien dafür einsetzen. Wie etwa Maria Hörtrich (26) von den „Freien Wählern“ musste sie sich mit Platz 24 auf der Wahlkreisliste begnügen. Eine echte Chance sieht anders aus. Es wird Zeit, dass mehr junge Frauen ein Direktmandat bekommen. Das Lebensalter spielt für mich grundsätzlich keine Rolle für Erfolg oder Misserfolg. Der jüngste direkt gewählte Abgeordnete ist Kristan von Waldenfels von der CSU. Er ist gerade mal zwei Jahre älter als ich. Top! Mut lohnt sich immer!

Ich behaupte, die Lebensrealität von jungen Frauen müssen in einem Parlament vertreten sein. Warum haben ausgerechnet junge Frauen die Kosten zur Verhütung zu tragen? Warum sind KO-Tropfen immer noch nicht verboten? Und, und, und….

Warum?

Weil das in der Lebenswelt von 75 % des Landtages einfach keine Rolle spielt. Und das ist „Frustrierend“! Ich hoffe wirklich, dass sich die Parteien darüber bewusst sind, was im Landtag jetzt fehlt. Dass man Schlüsse daraus zieht und eine Mehrheit findet und jungen Frauen endlich eine angemessene Stimme bietet. Nach der Wahl ist vor der Wahl!

Die Frustration ist auch bei mir noch groß, aber es motiviert mich auch weiterhin dafür zu werben, dass wir junge Frauen „Politik“ können. Denn niemand kann sich für die Sorgen von jungen Frauen besser einsetzen, als junge Frauen! Mir persönlich war es wichtig das Thema hier anzusprechen, weil es einfach wichtig ist. Für mich und jeder anderen jungen Frauen, weil wir ein Recht haben im Parlament vertreten zu sein.

Kommentar von Livia Kerp

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Kurzvideo: Mein Abend bei der Landtagswahl für München.TV https://www.liviajosephine.de/2023/10/10/kurzvideo-mein-abend-bei-der-landtagswahl-fuer-muenchen-tv/ https://www.liviajosephine.de/2023/10/10/kurzvideo-mein-abend-bei-der-landtagswahl-fuer-muenchen-tv/#respond Mon, 09 Oct 2023 22:12:36 +0000 https://www.liviajosephine.de/?p=17037 Weiterlesen ]]> Für MünchenTV habe ich, als Social-Media Redakteurin live aus dem bayerischen Landtag von der Wahl berichtet. Es war ein spannender Abend. Wir hatten viele Gäste und im Netz hatten auch viele Politiker ihre Statements abgegeben. Einige Politiker die sich zur Wahl gestellt haben kenne ich persönlich. Einige hatten Grund zu feiern und andere waren etwas frustrierter. Denn man darf nicht vergessen, dass Politiker/innen auch nur Menschen sind. Und gerade junge Politiker/innen wie Kerry Hoppe von der FDP oder Maria Hoertrich von den Freien Wählern hatten es nicht einfach. Sie wussten nicht was passieren wird. Es geht ja auch um die eigenen Zukunft. Ich habe dazu sehr großen Respekt.

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Kommentar: Blümchenhose, Flugblatt und Umfrage – mein Gefühl vor der Wahl https://www.liviajosephine.de/2023/09/08/kommentar-bluemchenhose-flugblatt-und-umfrage-mein-gefuehl-vor-der-wahl/ https://www.liviajosephine.de/2023/09/08/kommentar-bluemchenhose-flugblatt-und-umfrage-mein-gefuehl-vor-der-wahl/#respond Fri, 08 Sep 2023 18:03:31 +0000 https://www.liviajosephine.de/?p=16897 Weiterlesen ]]>

Ich habe vor kurzem von einer Freundin eine bunte Hose geschenkt bekommen, mit Blumenmuster und grellen Farben. Einfach großartig. Ich hatte nicht nur gleich die verschiedensten Kombinationen im Kopf, sondern musste gleich wieder an die Landtagswahl im Oktober denken. „Wäre doch der Landtag auch so bunt wie meine Hose.“ Schieß es mir in den Kopf. Aber auf das kann ich wahrscheinlich lange warten. So wie ich mir das jetzt mit 21 Jahren gerade vorstelle, funktioniert das eben nicht. Unsere Gesellschaft braucht da noch mehr Zeit. Solange Parteien nur gegeneinander schimpfen und nicht ernsthafte Probleme angehen (Mieten, Rassismus in Schulen, Kinderarmut, KLIMASCHUTZ,…) wird das nichts. Solange Parteien das Thema „Gendern“ als persönlichen Angriff sehen und nicht als Chance für eine Gleichberechtigung wird das auch nichts und solange junge Menschen in der Politik keine Stimme haben wird das doppelt nichts. Ich glaube ich bin zu naiv, um zu denken, dass wir an der Zeit sind, umzudenken. Was meine ich damit? Umdenken heißt: An die wahren Probleme flott rangehen, zusammen als Regierung und Opposition Lösungen zu suchen und es nicht immer dem Bund in die Schuhe zu schieben und einfach entschlossen an die Dinge ranzugehen. So wie ich das hier schreibe, hört sich das eigentlich einfach an, dass es das nicht ist, ist mir aber auch klar. Träumen darf man.

Ja da stand ich da, mit meiner neuen bunten, geblümten Hose und betrachtete mich im Spiegel. Mein nächster Gedanke kam „Könnte man als Abgeordnete theoretisch diese Hose im Landtag anziehen?“ Eigentlich ist es mir auch egal, was Abgeordnete tragen dürfen aber wie cool es wäre, wenn man bei den Plenarsitzungen die wildesten Styles sehen könnte. Schlaghose, mit weißem T-Shirt und dazu braune Cowboy Stiefel oder bunter Ledermantel mit Boots und Fischerhut. 

Auch wenn meine Vorstellungen toll wären, wir haben in Bayern vor der Wahl andere Themen zu philosophieren, als über den Style der zukünftigen Abgeordneten. Zum Beispiel über Hubert Aiwanger und das Flugblatt, das plötzlich aus dem nichts aufgetaucht ist. Dazu näher eingehen will ich gar nicht. Das ist verschwendete Liebesmüh, wie man so schön sagt. Durch solche „Vorkommnisse“ (schön ausgedrückt) werden gleichzeitig andere Themen in den Hintergrund gerückt. Was ist mit der Kindergrundsicherung? Wie lange dauert die zweite Stammstrecke nochmal? Wie ist das noch gleich mit der Bildung? Mit welchen Folgen müssen wir nach der Corona-Pandemie noch rechnen? Durch die Sache mit dem Flugblatt wurde unsere Gesellschaft mal wieder so richtig schön ins Chaos gebracht und das auch noch ein paar Wochen vor der Wahl. Wenn wir uns aktuelle Umfragen anschauen (vom 05.09) sehen wir, dass die Freien Wähler tatsächlich 4 Prozentpunkte gewonnen haben. Huch, wie ist das denn passiert? Liegt das an der Entscheidung von Ministerpräsident Markus Söder, Aiwanger im Amt zu lassen oder an was anderem? Tja jetzt können wir nur spekulieren.

Das ist zu viel Chaos. Das kann einen ja nur verunsichern. Vor ein paar Tagen sind meine Briefwahlunterlagen angekommen. Nachdem ich die zwei 20 Meter langen Zettel ausgepackt habe und die Namen durchgelesen habe, merkte ich wie kurz die Zeitspanne zum 8. Oktober eigentlich noch ist. Gefühlt übermorgen. 

Es ist zwar nicht meine erste Wahl aber ich bin irgendwie total aufgeregt und bin schon auf das Ergebnis der Wahl gespannt. Vielleicht wird ja der neue Landtag bei uns in Bayern wenigstens ein bisschen so bunt, wie meine Blümchenhose.

Livia Kerp

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Fachkräftemangel hat auch Gründe. Warum entscheiden sich immer weniger junge Menschen für eine Ausbildung? https://www.liviajosephine.de/2023/08/17/fachkraeftemangel-hat-auch-gruende-warum-entscheiden-sich-immer-weniger-junge-menschen-fuer-eine-ausbildung/ https://www.liviajosephine.de/2023/08/17/fachkraeftemangel-hat-auch-gruende-warum-entscheiden-sich-immer-weniger-junge-menschen-fuer-eine-ausbildung/#respond Thu, 17 Aug 2023 09:09:53 +0000 https://www.liviajosephine.de/?p=16826 Weiterlesen ]]> Immer weniger junge Menschen machen nach der Schule eine Ausbildung. Welche Verantwortung hat die Politik und welche Folgen hat das für junge Menschen? 

Für junge Menschen stellt sich eine der wichtigsten Fragen nach der Schule. Nämlich:

Was soll ich jetzt machen?

Einen weiteren Schulabschluss über den zweiten Bildungsweg?

Einen Beruf? Wenn ja, welchen?

Studieren? Was ist mein Vorteil?

Oder doch erst ein freiwilliges soziales Jahr?

Möglichkeiten gibt es ja genug! Aber Fakt ist, dass sich doppelt so viele junge Menschen für ein Studium entscheiden, als für einen Beruf.

Das hat das Statistische Bundesamt (Destatis) feststellt. Es gab 2021 in Deutschland weit mehr als doppelt so viele Studentinnen und Studenten (2,9 Millionen) wie Auszubildende (1,3 Millionen). Auf 10 Studierende kamen somit 4,3 Auszubildende.

Die Folge daraus ist, dass es immer weniger ausgebildete Facharbeiter gibt. Jetzt keine Panik, ist doch nicht dramatisch!

Das blöde ist aber, dass 2022 dadurch über die Hälfte der Unternehmen ihre offenen Stellen nicht besetzen konnten. Mehr als die Hälfte der Unternehmen konnten offene Stellen demnach 2022 längerfristig nicht mehr besetzen. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer geht davon aus, dass in Deutschland etwa zwei Millionen Arbeitsplätze dadurch unbesetzt bleiben.

Und wo ist das Problem?

Stell dir vor dein Fahrrad ist kaputt, dann gehst du zum Fahrradhändler und lässt es richten, damit du wieder fahren kannst. Aber leider ist nur noch ein Fahrradmonteur da, weil diesen Beruf zu wenige lernen. Dann musst du eben ein paar Wochen warten, bis dein Fahrrad wieder fahrtüchtig ist. Blöd.

Und was passiert wenn ein Krankenhaus zu wenig Fachpersonal hat, kannst du dir vorstellen. Die Folgen wären ein echtes Problem.

Frage. Warum ist eine Ausbildung so unattraktiv für junge Menschen?

Grundsätzlich hat ein Studium einfach einen besseren Ruf, weil man irgendwann mal mehr verdienen kann. Und in der Gesellschaft bekommt man einen höheren Stellenwert. Man fühlt sich dadurch einfach mehr Wertgeschätzt. Und genau da wurde in der Vergangenheit viel Falsch gemacht. Denn das Motto: Studierst du was, bist du was! Dieses Motto rächt sich jetzt.

Aber wie kann man das für die Zukunft ändern?

Das kann nur die Politik. Es sollte mehr Werbung für das Handwerkt oder für soziale Berufe gemacht werden. Das Ansehen von Ausbildung muss das dem Studium gleichgestellt  werden. Und vor allem muss eine berufliche Ausbildung viel besser bezahlt werden. Denn die entschiedenste Frage sollte doch sein, wie wichtig ist der Job für die Gesellschaft.

Während der Pandemie hat man festgestellt, dass es systemrelevante Berufe gibt. Systemrelevante Berufe umfassen die Tätigkeiten, die notwendig sind, um unsere Gesellschaft grundlegend am Laufen zu halten. Dazu zählen Tätigkeiten in medizinischen und Pflege Berufe, Betreuung  in der Altenpflege und staatliche Verwaltung. Ohne Kinderbetreuung wird es auch schwierig und woher kommt wohl das Wasser aus dem Wasserhahn und wenn der Supermarkt, der Bäcker oder Metzger geschlossen ist, wird es auch sehr schwierig werden.

Besonders diese Berufe müssen atraktiver für junge Menschen werden. Das heißt der Stellenwert muss wesentlich höher werden. Und das kann eben nur die Politik.

Und wo könnte die Politik noch weitere Weichen stellen?

Für Ausbildungsberufe werben, kann man am besten an Schulen. Zum Beispiel mit sozialen und berufsbezogenen Praktika. Was Sinn macht und zwar für alle Schulformen. Wie soll sich denn ein junger Menschen entscheiden, ob er lieber eine Ausbildung oder ein Studium machen soll, wenn er gar nicht weiß, welche Möglichkeiten es überhaupt gibt und was es für ihn persönlich bedeutet?

Wir bräuchten also mehr berufliche Praktika an Schulen und zwar an Hauptschulen genauso wie an Gymnasien. Und wie man das dann am besten Umsetzt, muss die Politik planen und entscheiden. Und zwar nicht irgendwer, sondern die Bildungsministerien der Bundeländer. Jetzt haben wir aber in Deutschland durch den Bildungsföderalismus ganze 16 verschiedene Bildungsminister. Nun darüber habe ich auch in meinem Buch „How to Politik“ geschrieben. Nämlich über die Vor- und Nachteile des Bildungsföderalismus.

Aber keine Panik. Unsere Demokratie gibt uns auch immer die Möglichkeit selbst aktiv zu werden. Auch für junge Menschen und sogar für Schüler. Wenn ihr also an eurer Schule mehr Infos zu Berufen wollt oder mehr Praktika, dann Gründet an eurer Schule eine AG. Redet mit dem Lehrer eures Vertrauens und fragt nach, ob er oder sie euch bei der Gründung einer AG unterstützt. Wie man eine AG in einer Schule gründet, habe ich zum Beispiel auch in meinem Buch „How to Politik“ beschrieben.

Zum anderen ist auch wichtig, dass Politiker/innen auch aus der Mitte der Gesellschaft kommen. Ich finde es wichtig, dass in einem Landtag nicht nur Politiker vertreten sind die Jura oder Politikwissenschaften studiert haben, sondern auch Politiker/innen die wissen was es heißt, eine Ausbildung gemacht zu haben. Die also auch eben selbst Fachkräfte sind und somit als Vorbild für jungen Menschen fungieren können.

Alles das sind Faktoren, die eine Ausbildung attraktiver machen könnten. Denn das wichtigste ist doch, dass man stolz sein kann, auf das was man macht aber vor allem dass man dadurch ein sorgenfreies Leben führen kann für sich und seiner Familie.

Nach meinem Fachabitur habe ich für mich entschieden eine Ausbildung zu machen. Warum? Nach der Ausbildung habe ich immer noch die Möglichkeit zu studieren, oder ich kann in meinem Beruf arbeiten und mich weiterentwickeln. Mein Vorteil liegt auf der Hand. Ich habe dann zwei Möglichkeiten mich für meine Zukunft zu entscheiden.

Aber eines muss jedem klar sein, wenn die Schulzeit abgeschlossen ist. Jeder fängt für sich wieder bei 0 an. Es gibt keine Garantie, dass ein Studium allein die Glückseligkeit bringt. Denn das Berufsleben dauert etwa zwischen 30 – 40 Jahre. Und das ist verdammt lang.

Ich kann nur für mich sprechen, aber ich will diese lange Zeit in meinem Beruf glücklich sein.

Kommentar von Livia Kerp

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https://www.liviajosephine.de/2023/08/17/fachkraeftemangel-hat-auch-gruende-warum-entscheiden-sich-immer-weniger-junge-menschen-fuer-eine-ausbildung/feed/ 0 16826
Politische Teilhabe für junge Menschen – Nicht nur Theorie, sondern Praxis! https://www.liviajosephine.de/2023/07/05/politische-teilhabe-fuer-junge-menschen-nicht-nur-theorie-sondern-praxis/ https://www.liviajosephine.de/2023/07/05/politische-teilhabe-fuer-junge-menschen-nicht-nur-theorie-sondern-praxis/#comments Tue, 04 Jul 2023 22:04:54 +0000 https://www.liviajosephine.de/?p=16661 Weiterlesen ]]> Schon in meinem jugendpolitischen Sachbuch „How to Politik – von Hä? zu Ah!“ (2021) habe ich über sämtliche Möglichkeiten geschrieben, wie man sich auch als junger Mensch politisch beteiligen kann. Somit ist natürlich logisch, dass ich selbst einige Methoden nutze um meine politischen Ziele umzusetzen.

Für mich ist es aber nicht nur wichtig darüber zu schreiben, sondern auch die Möglichkeiten zu nutzen, die mir die Demokratie zur Verfügung stellt. Ob es nun eine Demo, Petition oder eine Gründung einer Schul-AG ist. Es gibt viele Möglichkeiten.

Ich habe mich mit einigen Mitstreitern für ein Volkbegehren entschieden. Mit der Gründung der Initiative Vote16 versuchen wir durch sammeln vieler Unterschriften ein Volksbegehren in Bayern zu erreichen. Wir wollen eine Absenkung des Wahlrechts ab 16 Jahren.

Auch das habe ich in meinem Buch beschrieben, wie wichtig ein Wahlrecht ab 16 für die junge Generation ist.

Außerdem unterstütze ich durch redaktionelle Arbeit die Videokampagne „Queer sind wir“ eine Initiative von Vicky Voyage und Ruby Tuesday.

In der Videokampagne – Instagram @queersindwir – erzählen 13 queere Menschen ihre ganz persönliche Geschichte, um von sich, ihren positiven und negativen Erfahrungen und ihren Wünschen an Politik und Gesellschaft zu erzählen, und mit Vorurteilen aufzuräumen. Die Initiative wird von keiner Stelle finanziell gefördert und alle Beteiligten arbeiten ehrenamtlich.

Für mich ist Gerechtigkeit ein sehr wichtiges Thema. Daher will ich mich gesellschaftlich bzw. politisch engagieren. Wie ich schon in meinem Buch schrieb: Es ist das Schöne in unserer Demokratie, dass es so viele verschiedene Möglichkeiten dazu gibt. Und Themen gäbe es genügend. Für die Zukunft habe ich bereits weitere  Projekte im Auge. Ehrenamt ist und bleibt eben toll!

Mein Buch ist überall erhältlich.

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https://www.liviajosephine.de/2023/07/05/politische-teilhabe-fuer-junge-menschen-nicht-nur-theorie-sondern-praxis/feed/ 1 16661
Diskussion: Wählen ab 16! Wann, wenn nicht jetzt? https://www.liviajosephine.de/2023/04/24/diskussion-waehlen-ab-16-wann-wenn-nicht-jetzt/ https://www.liviajosephine.de/2023/04/24/diskussion-waehlen-ab-16-wann-wenn-nicht-jetzt/#respond Mon, 24 Apr 2023 20:06:02 +0000 https://www.liviajosephine.de/?p=16438 Weiterlesen ]]> Die Diskussionsrunde am 20.04.23 in München mit Landtagskandidatin Daniela Di Benedetto, Bezirkstagskandidatin Christina Chatziparasidou und Stadträtin Lena Odell war sehr konstruktiv. Ich war als Mitgründerin von Vote16 eingeladen. Es ging nicht nur um die bloße Forderung einer Senkung des Wahlalters. Sondern es wurde gleichzeigt hinterfragt, was würde einen jungen Menschen helfen sich politisch zu informieren. Hierbei spielt die Bildung eine zentrale Rolle. Es braucht dabei natürlich auch eine Reform unserer Bildungspolitik. Denn es muss endlich eine angemessene und wertfreie politische Bildung an den Schulen angeboten werden.

Wie ich schon öfters hingewiesen habe, ist das Wahlrecht ab 16 das meistunterschätzte Diskussionsthema in der Politik. Denn das Thema „politische Teilhabe von junge Menschen“ kann die verschiedenen Generationen zusammenführen oder gegeneinander aufhetzen.

Man kann durch ein Wahlrecht ab 16 eine Generationsgerechtigkeit schaffen, bei der die junge und die alte Generation das gleiche Recht hat. Das Recht für seine Bedürfnisse und für seine Zukunft eine politische Wahl zu treffen.

Oder man diskreditiert junge Menschen im Kollektiv und auf oberflächliche Weise, in dem man einfach behauptet, JEDER junge Mensch besitzt nicht die Fähigkeit für sich eine Wahl zu treffen.

Nach vielen Gesprächen mit politischen Gegnern des Wahlrechts ab 16 Jahren, habe ich ein gewisses Schema festgestellt:

Es beginnt meistens mit der Begründung der vollen Strafmündigkeit ab 18. Was mich immer wieder verwundert. Denn darf ein 17-Jähriger junger Mensch straffrei machen, was er will? Nein! Natürlich nicht. Ab 14 ist man genauso strafmündig, wie jeder Erwachsener. Nur, dass hier nicht das allgemeine Strafrecht, sondern das Jugendstrafrecht gilt. Eine schwere Tat kann somit für einen Jugendlichen genauso mit einer Freiheitsstrafe enden. Die Höchststrafe im Jugendstrafrecht sind 10 Jahre Freiheitsstrafe. Somit ist diese Begründung eine Farce.

Dann kommt in der Regel die Begründung mit der vollen Geschäftsfähigkeit. Mir bleibt aber nach wie vor der Zusammenhang zwischen einer Geschäftsfähigkeit und einem Wahlrecht verborgen. Es gibt 16-Jährige die arbeiten oder eine Ausbildung machen und somit auch Steuern zahlen. Und natürlich darf jeder 16-Jährige nach §110 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) auch ohne Zustimmung der Eltern etwas kaufen, wenn es aus eigenen Mitteln ist (wie z.B. das Ausbildungsgehalt). Und ab 16 übrigens auch Alkohol. Ein junger Mensch will ja einen Politiker nur wählen und nicht kaufen!

Dann kommt oft die Begründung mit der Verantwortung im Straßenverkehr. Was soll man dazu sagen. Schüler werden nicht alle mit dem Taxi zur Schule chauffiert. Mit 15 darf man den „Motorroller-Führerschein“ machen. Die früheste Möglichkeit mit dem Pkw-Führerschein zu beginnen hat man mit 16,5 Jahren, somit kann ein junger Mensch mit 17 schon hinter dem Steuer sitzen.

Und die letzte verzweifelte Begründung gegen ein Wahlrecht ab 16 ist dann immer die Aussage mit der Unreife und der leichten Manipulierbarkeit junger Menschen. Was denkt man passiert beim 18. Geburtstag? Bekommt man mit einem Klick die plötzliche Weisheit? Mit 17 ist man also unreif. Und am nächsten Tag mit 18 ist man es plötzlich nicht mehr. Es gibt 30-Jährige die spielen mit Darth Vader Figuren. Das klingt schon extrem reif. Und wer fällt immer wieder auf den bekannten „Enkeltrick“ rein?  Mehr muss man glaube ich nicht mehr dazu sagen.

Natürlich brauchen junge Menschen das nötige Wissen über unsere Demokratie und Politik. Aber das obliegt nicht dem Jugendlichen, sondern dem Bildungsminister des Landes. Man darf dem jungen Menschen nicht vorwerfen, kein Wissen über Politik zu haben, wenn es in er Schule kein Thema ist.

Aber was ist der wahre Grund von Parteien gegen ein Wahlrecht ab 16 zu sein?

So gesehen, sind alle Begründungen gegen ein Wahlrecht ab 16 eine Farce und sehr leicht widerlegbar. Deshalb muss man sich schon fragen, warum gibt es Parteien, die so vehement dagegen sind. Und genau das hat mir der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff (CDU) schon für mein Buch „How to Politik – von Hä? zu Ah!“ (Dressler Verlag) gesagt: „Es ist immer die Partei gegen ein Wahlrecht ab 16, die einen Nachteil im Wahlausgang dadurch befürchtet! ! !(Christian Wulff)

Eine Gesellschaft entwickelt sich immer weiter im Laufe der Zeit. Vor nur 104 Jahren (1919) wurde das Wahlrecht für Frauen eingeführt. Und vor 51 Jahren (1972) das Wahlrecht von 21 auf 18 gesenkt. Somit wäre es doch an der Zeit den nächsten Schritt zu gehen. Nicht mehr und nicht weniger! Livia J.Kerp

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